Blog der Diakonie Michaelshoven

Besondere Menschen aus Köln erzählen besondere Geschichten

Wir wollen Einblicke in außergewöhnliche Lebenswelten schaffen und euch die Wünsche und Bedürfnisse der Menschen vorstellen, die bei uns leben und arbeiten. Außerdem stellen wir euch besondere Projekte vor, die helfen, die Lebensqualität dieser Menschen zu erhöhen.

Und es gibt immer mehr Menschen in Köln, die diese Unterstützung benötigen. Umso wichtiger ist es hinzuschauen und aktiv zu werden, indem ihr die Geschichten weitererzählt oder sogar ehrenamtlich helft. Nur so können wir näher zusammenrücken! Wir wünschen euch viel Spaß auf diesen Seiten und freuen uns auf euer Feedback.

Einblick

Das Schlimmste ist das Alleinsein

Frau Unger ist seit einer Operation auf einen Rollstuhl angewiesen.

Wie wollen wir im Alter leben? Und würden wir im Alter noch mal in eine Wohngemeinschaft ziehen? Die Kölnerin Josefine Unger hat sich dazu entschieden.

Stellen Sie sich vor, Sie wachen auf und es erwartet Sie ein ganz anderes Leben. Genau das ist Josefine Unger 2015 passiert. Sie fühlte sich nicht besonders gut, hatte Schmerzen und deshalb auch schon einen Arzttermin ausgemacht. „Zum Arzt habe ich es nicht mehr geschafft“, erinnert sie sich zurück. Sie kollabierte unter starken Schmerzen in ihrer Wohnung und wachte erst im Krankenhaus wieder auf. „Die Ärzte haben mir Medikamente gegeben, damit der Schock beim Aufwachen nicht zu groß ist“, sagt die gebürtige Kölnerin. Josefine Unger wurde aufgrund einer fortgeschrittenen Krankheit mehrfach operiert, und es musste ihr ein Bein amputiert werden.

Drei Monate lag sie im Krankenhaus, denn ihr Zustand war sehr kritisch. „Die Ärzte gaben mir nur fünf Prozent Überlebenschance“, sagt die 62-Jährige. Es war eine schlimme Zeit, die sie und ihre fünf Kinder durchlitten. Doch sie überlebte, auch wenn sie nun ein völlig anderes Leben erwartete. In ihre alte Wohnung ohne Aufzug konnte sie nicht mehr zurück, denn sie war jetzt auf den Rollstuhl angewiesen. „Man sagte mir, dass ich nun gepflegt werden müsse und am besten in einem Pflegeheim untergebracht wäre. Ich habe mich dazu gar nicht geäußert, habe mein Schicksal so angenommen und das getan, was mir geraten wurde“, sagt Josefine Unger.

Frau Wunger in ihrem Rollstuhl in ihrem Zimmer.
Frau Unger fühlt sich oft einsam.

Die Ärzte gaben mir nur fünf Prozent Überlebenschance.

Josefine Unger
Frau Unger in ihrem Zimmer im Pflegeheim.
Frau Unger hat sich ihr Zimmer gemütlich eingerichtet.

Kein richtiger Anschluss

Im Pflegeheim kam sie in der ersten Zeit erstmal zur Ruhe. In ihrem geräumigen Zimmer befinden sich nur wenige persönliche Gegenstände, der Fernseher ist ihr größter Zeitvertreib. Wenn sie an ihr altes Leben in Köln-Bickendorf zurückdenkt, dann wird sie emotional, denn sie war früher ein sehr lebensfroher und aktiver Mensch. „Ich hatte einen Hund, mit dem war ich jeden Tag draußen, ich habe viel und gerne gekocht, meine Kinder kamen immer zu Besuch. Sie sind mein größtes Hobby“, sagt sie. Jetzt hat sie kaum noch soziale Kontakte, die Freundinnen besuchten sie noch in der ersten Zeit, doch nun kommen sie schon lange nicht mehr. „Ich freue mich nur noch, wenn meine Kinder mich besuchen“, sagt sie.

Das Alleinsein macht mich traurig und depressiv. Ich war es gewohnt, immer Menschen um mich herum zu haben. Abends ist es am Schlimmsten, um 19 Uhr sind alle im Bett und dann wird nicht mehr geredet.

Josefine Unger

Den richtigen Anschluss im Pflegeheim hat sie nie gefunden, viele Bewohner haben Demenz, Unterhaltungen sind nur mit den Mitarbeitern möglich. „Das Alleinsein macht mich traurig und depressiv. Ich war es gewohnt, immer Menschen um mich herum zu haben. Abends ist es am Schlimmsten, um 19 Uhr sind alle im Bett und dann wird nicht mehr geredet“, sagt sie. Ihre Sehnsucht nach Kontakten konnte sie dort nie stillen. Dadurch wurde sie depressiv, begann eine Therapie und nahm auch Medikamente.

Frau Unger im Gespräch in ihrem alten Zimmer im Pflegeheim.
Frau Unger freut sich auf den Neubeginn im Gemeinschaftlichen Wohnen.
Frau Unger beim Fernsehschauen.
Frau Unger würde sich oft mehr Gesellschaft wünschen.

Neubeginn in einer modernen WG

Schon nach kurzer Zeit im Altenheim stand deshalb für sie fest, dass sie dort auf Dauer nicht bleiben wollte. Ihrer Betreuerin gegenüber äußerte sie diesen Wunsch. Diese machte sich zwar sofort auf die Suche nach einer bezahlbaren barrierefreien Wohnung, blieb dabei jedoch über zwei Jahre erfolglos. Zu wenig passende Angebote auf dem Wohnungsmarkt in Köln und Wartezeiten von über drei Jahren ließen die Hoffnung auf einen Neubeginn schwinden. „Und dann erzählte mir meine Betreuerin von diesem neuen Wohnprojekt in Köln-Sülz. Ich war direkt begeistert und sagte nur: Super! Nehme ich sofort“, sagt Josefine Unger mit einem Lächeln.

Frau Unger lächelt zufrieden.
Frau Unger ist eine Kämpferin.
Frau Unger blickt konzentriert auf ein Dokument.
Frau Unger hat sich über andere Wohnformen, wie etwa Senioren-WGs informiert.

Das Wohnprojekt der Diakonie Michaelshoven bietet in Kooperation mit der GWG Köln-Sülz eG  barrierefreies Gemeinschaftswohnen mit Serviceangeboten mitten in Köln-Sülz an. Alle 24 Apartments, die für ältere Menschen vorgesehen sind, werden öffentlich gefördert. Es sind außerdem großzügige Gemeinschaftsräumlichkeiten vorhanden. Auch wenn jeder Mieter sein eigenes Apartment mit eigenem Bad und Platz für eine kleine Küche hat, teilen sich jeweils sechs Senioren gemeinschaftlich eine großzügige Wohnküche. „Wir möchten Begegnungen schaffen und den älteren Menschen die Unterstützung anbieten, die sie benötigen, damit sie solange wie möglich selbstständig leben können“, sagt Milena Kraus-Giermann, Bereichsleitung Ambulante Altenhilfe. Sie hatte Kontakt zu Josefine Unger aufgenommen und ihr das Wohnprojekt vorgestellt.

Wir möchten Begegnungen schaffen und den älteren Menschen die Unterstützung anbieten, die sie benötigen, damit sie solange wie möglich selbstständig leben können.

Milena Kraus-Giermann
Das Haus in Köln-Sülz, in dem das Das Gemeinschaftliche Wohnen angeboten wird.
Das Gemeinschaftliche Wohnen in Köln-Sülz.

„Außerdem sind zwei Apartments für Studenten vorgesehen, die mit den Senioren gemeinschaftliche Aktivitäten planen und durchführen, z.B. zusammen Kochen oder Spieleabende“, fügt Milena Kraus-Giermann hinzu. Für Josefine Unger ist es kein Problem, wenn die Studenten auch mal feiern. „Wir waren ja auch mal jung“, sagt die 62-Jährige lachend. Seit sie weiß, dass sie schon bald in eines der neuen Apartments einziehen wird, ist ihr Lebensmut zurück. Sie plant schon die Möblierung, will wieder kochen und hofft auf Nachbarn, mit denen sie sich unterhalten kann. „Und ich bekomme die Hilfe, die ich in meinem alltäglichen Leben benötige“, ergänzt sie.

Infos zu dem Wohnprojekt in Köln-Sülz:

Internetseite des Wohnprojekts in Köln-Sülz

Sie interessieren sich für das Wohnprojekt und wollen direkt Kontakt aufnehmen:

Rufen Sie an: 0221 9956-3014

Oder schreiben Sie eine E-Mail.

0 Kommentare  
 

Die Kommentarfunktion ist für diesen Artikel deaktiviert.

0 Kommentare