Blog der Diakonie Michaelshoven

Besondere Menschen aus Köln erzählen besondere Geschichten

Wir wollen Einblicke in außergewöhnliche Lebenswelten schaffen und euch die Wünsche und Bedürfnisse der Menschen vorstellen, die bei uns leben und arbeiten. Außerdem stellen wir euch besondere Projekte vor, die helfen, die Lebensqualität dieser Menschen zu erhöhen.

Und es gibt immer mehr Menschen in Köln, die diese Unterstützung benötigen. Umso wichtiger ist es hinzuschauen und aktiv zu werden, indem ihr die Geschichten weitererzählt oder sogar ehrenamtlich helft. Nur so können wir näher zusammenrücken! Wir wünschen euch viel Spaß auf diesen Seiten und freuen uns auf euer Feedback.

Einblick

FSJlerin Franziska Kühnen macht Erinnerungen für ältere Menschen greifbar

FSJ in Michaelshoven

Wie wäre es, wenn man schöne Erinnerungen und Momente greifbar machen könnte? Genau diese Idee hatte die 19-Jährige Franziska Kühnen. Sie macht ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) in der Senioreneinrichtung Thomas-Müntzer-Haus, wo Menschen mit einer demenziellen Veränderung leben, bei denen Erinnerungen in Vergessenheit geraten. Damit die persönlichen Erinnerungen immer wieder greifbar für die älteren Menschen sind, hat sie Ihre Idee einer Erinnerungsbox gestartet. Jetzt hat sie ihre erste Box gemeinsam mit einer Bewohnerin fertiggestellt. Und es ist eine emotionale Reise durch das Leben eines Menschen geworden.

Nach dem Abitur wusste Franziska Kühnen nicht genau, was sie machen wollte. Also hat sie sich genau wie ihre Geschwister für ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) entschieden. Nach einem Vorstellungsgespräch und zwei Probetagen im Thomas-Müntzer-Haus, einer Senioreneinrichtung im Kölner Süden, begann sie im Oktober 2021 ihren einjährigen Freiwilligendienst. „Ich arbeite im Sozialen Dienst der Einrichtung und mir wurden erstmal die Abläufe gezeigt“, sagt Franziska Kühnen. Sehr schnell konnte sie sich in die Arbeit mit einbringen. „Ich habe die Angebote mit begleitet, die Wochenpläne nach Anleitung und Vorgabe geschrieben und mich vor allem mit den Bewohner:innen unterhalten“, sagt sie.

Ihre Anleiterin Esther Mühlhan vom Sozialen Dienst hat ihr den besonderen, wertschätzenden Umgang mit Menschen mit Demenz nähergebracht. „Ich bin ein ruhiger Mensch und eher eine Zuhörerin. Aber hier habe ich angefangen, aktiv auf die Menschen zuzugehen und Gespräche mit ihnen zu führen“, sagt Franziska Kühnen. Auch bei den Festen motiviert sie die älteren Bewohner:innen, damit sie Spaß und Freude haben. „Hier komme ich aus meiner Komfortzone raus und da hat mich das FSJ persönlich weitergebracht“, sagt sie.

Eine Box mit Erinnerungen

Als es darum ging, ein eigenes Projekt umzusetzen, kam ihr nach einem Gespräch mit einer Bewohnerin die Idee einer Biografiekiste. „Ich wollte, dass die Bewohnerin etwas hat, in das sie reinschauen kann und in dem sich die schönen Dinge in ihrem Leben befinden, damit sie in Erinnerungen schwelgen kann“, erklärt die 19-Jährige. Die erste Erinnerungsbox entstand gemeinsam mit einer 80-jährigen Bewohnerin, die Psychoanalytikerin war und ein Buch über ihr Leben geschrieben hat. „Ich habe dann ihr Buch gelesen und auch mehrere Gespräche mit ihr geführt. Dann habe ich mehrere Gegenstände und Fotos zusammengesucht, aus denen sie ihre persönlichen Momente und Erinnerungen auswählen konnte“, erklärt Franziska Kühnen.

In der Box, die sie in den Wunschfarben der Bewohnerin gestrichen hat, befand sich nun eine spannende Reise durch ihre Vergangenheit. Ein Foto mit ihrem Mann am Hochzeitstag, der geliebte Hund beim gemeinsamen Spielen, die erste Familienreise nach London, ein Bild von Sigmund Freud, das sie an ihre berufliche Tätigkeit erinnert, Knöpfe und eine Strickliesel, da sie Hobbyschneiderin war, ein Foto ihrer Mädchenschule, ihre erste Puppe mit dem Namen Anna und ein Musikinstrument, da sie Mandoline und Geige gespielt hat.

„Ich habe ihr alle Gegenstände, die ich für sie ausgesucht habe, zur Auswahl gegeben, aber sie ist nicht auf alle angesprungen. Diese Gegenstände und Bilder hat sie selber rausgesucht und ich habe es dann gemeinsam mit ihr in der Box platziert“, sagt Franziska Kühnen. „Am Ende sagte sie mir, wie schön sie geworden sei“. Die Erinnerungsbox steht nun bei der Bewohnerin im Zimmer. Immer, wenn sie gemeinsam reinschauen, ist es erneut eine Freude, weil die Erinnerungen auf einmal wieder da sind.

Wenn Franziska Kühnen die Zeit findet, möchte sie gerne weitere Erinnerungsboxen mit Bewohner:innen gestalten. „Hier leben Menschen, die so viel Spannendes und Interessantes zu erzählen haben. Und die Reaktion auf die eigenen Erinnerungen ist echt schön“, sagt die 19-jährige Kölnerin.

FSJ in Michaelshoven
In mehreren Gesprächen hat Franziska viel über die Bewohnerin und ihre Biographie erfahren.
FSJ in Michaelshoven
Alle Gegenstände und Bilder hat sich die Bewohnerin selbst ausgesucht. Franziska hat diese dann in der Box platziert.
fsj diakonie michaelshoven
Die Erinnerungsbox steht nun im Zimmer der Bewohnerin und wird immer wieder gemeinsam angesehen.

Kreativ werden und berufliche Orientierung finden

Doch es gibt im TMH so viele weitere Aktivitäten, die Franziska Kühnen mitbegleitet. „Hier im TMH wird viel angeboten. Nach unserem Sommerfest haben wir jetzt noch mal einen Musiker da, und Tierbesuche gibt es hier auch ständig. Esel, Lama, Meerschweinchen, Hasen, Hühner, Hunde kommen hierhin. Und wir besuchen dann noch hier auf dem Gelände die Therapiepferde“, berichtet sie.

„Das Thomas-Müntzer-Haus strahlt sehr viel positive Energie aus, weil es einfach fröhlich gestaltet ist, hier viel mit den Menschen unternommen wird, immer wieder versucht wird, die Bewohner und Bewohnerinnen zu aktivieren und zu motivieren. Und ich mag hier auch die Kolleg:innen, die immer so positiv sind“, sagt Franziska Kühnen.

Für sie hat sich das FSJ jetzt schon gelohnt, da sie neben dem gewonnenen Selbstbewusstsein auch eine berufliche Orientierung gefunden hat. „Ich möchte Soziale Arbeit studieren, da habe ich natürlich auch die besten Vorbilder mit Esther Mühlhan und ihrem Kollegen Dennis Baharuddin vom Sozialen Dienst. Damit bin ich vielseitig aufgestellt und muss mich nicht direkt festlegen, mit welcher Zielgruppe ich später arbeiten möchte“, sagt sie.

FSJ in Michaelshoven
Wenn Franziska die Zeit findet, möchte sie gerne weitere Erinnerungsboxen mit Bewohner:innen gestalten.
FSJ Diakonie Michaelshoven
Für Franziska hat sich das FSJ gelohnt, da sie neben dem gewonnenen Selbstbewusstsein auch eine berufliche Orientierung gefunden hat
FSJ in Michaelshoven
Mit ihrem Projekt "Erinnerungsbox" belegte die 19-Jährige den ersten Platz in NRW, an dem alle FSJler:innen teilnehmen konnten.

Mit dem FSJ gewachsen

Franziska Kühnen ist vom FSJ überzeugt und empfiehlt es jungen Menschen nach der Schule, die noch nicht wissen, wohin mit sich. „Für mich wäre nach der Schule ein Studium nicht in Frage gekommen. Von der Theorie in die Theorie? Nein, danke“, sagt sie. Das FSJ sei gut für die Orientierung und man könne auch mal praktisch arbeiten. „Auch, wenn man am Ende sagen sollte, dass man genau in dem Bereich nicht arbeiten mag“, erklärt sie. So wie ihre Geschwister es mit ihrem FSJ erlebt haben. Der Bruder arbeitet in der Anästhesie im Krankenhaus, genau da, wo er sein FSJ absolviert hat. „Meine Schwester hat hingegen mit Kindern gearbeitet und weiß, dass sie nie wieder mit Kindern arbeiten möchte“, lacht Franziska Kühnen.

Du interessierst Dich für ein FSJ in der Diakonie Michaelshoven? Hier findest Du alle freien Stellen in Köln und Umgebung. 

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