Mobiles Shoppen für Senioren
Fast ein Drittel der Bewohner in der Senioreneinrichtung Thomas-Müntzer-Haus sind auf Kleiderspenden angewiesen. Und die Tendenz ist steigend. „Es kommen immer mehr Senioren ohne genügend Kleidung zu uns, weil sie beispielsweise alleinstehend sind und ihnen niemand das Notwendigste zusammenstellen kann“, sagt Paula Vierboom, Sozialarbeiterin in der Kölner Senioreneinrichtung. Denn für viele Senioren ist der Einzug ungeplant und kurzfristig, weil sie sich beispielsweise nach einem Krankenhausaufenthalt nicht mehr alleine zuhause versorgen können oder die demenzielle Veränderung so stark fortgeschritten ist, dass eine Betreuung notwendig ist. Die mobile Herzkammer unterstützt die Bewohner mit notwendiger Kleidung. Gleichzeitig ist der Besuch der Ehrenamtlichen auch ein schönes Angebot im Alltag der Senioren.
Einmal im Monat fahren die beiden ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen Jutta Liedtke und Elsbeth Bluhm (r.) zum Thomas-Müntzer-Haus. Im Winter 2015 starteten die ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen aus der Herzkammer, der zentralen Abgabe- und Annahmestelle für gut erhaltene Sachspenden in Michaelshoven, mit dem mobilen Angebot für die beiden Senioreneinrichtungen im Kölner Süden.
Die beiden packen eine ganze Ladung Kleidung aus, die sie an eine Kleiderstange hängen. Auf einem rollbaren Tisch legen sie diverse Accessoires, wie Schmuck, Tücher, Hosenträger und dekorative Gegenstände aus.
Die beiden ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen erhalten vorab immer eine Wunschliste, auf der die notwendige Kleidung für die Bewohner aufgelistet ist. Nachthemden, Sommerpullis und auch Rätselhefte finden sich dort unter anderem. Von den mitgebrachten Regenjacken werden noch mehr gebraucht, denn die Bewohner gehen gerne in den Garten, auch wenn es mal ein wenig regnet.
Die Idee, das Angebot mobil zu machen, kam mit der Eröffnung der beiden neuen Senioreneinrichtungen. „Die Bewohner konnten vom ehemaligen Seniorenzentrum Michaelshoven problemlos in die Herzkammer kommen oder auch begleitet werden. Nach der Eröffnung der zwei neuen Einrichtungen ist der Weg für die meisten Bewohner zu weit und die Begleitung teilweise schwierig “, sagt Jutta Liedtke.
Natürlich könnte man die benötigte Kleidung auch bequem an die Bewohner schicken, aber den beiden ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen ist der persönliche Kontakt wichtig. „Wir wollen, dass die Senioren die Möglichkeit haben, selber etwas auszusuchen, was ihnen gefällt“, sagt Elsbeth Bluhm.
Die 88-jährige Bewohnerin Elisabeth K.* interessiert sich für die mitgebrachten Tücher. Sie ist sehr elegant gekleidet und legt daher Wert auf ein passendes Outfit. „Frauen sind wählerisch. Männer aber auch“, sagt Elsbeth Bluhm mit einem Lachen. Die Bewohnerin entscheidet sich für ein blaues Tuch und eine gelbe Bluse. „Was kostet das denn?“, fragt sie. „Alles umsonst“, antwortet Elsbeth Bluhm. „Oh, wie toll“, freut sich die 88-Jährige und behält das Tuch direkt an.
Die ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen besuchen alle sechs Hauswohngemeinschaften in der Senioreneinrichtung, wo sich die Senioren gerade beim Kaffee und Kuchen im Gemeinschaftsraum aufhalten.
Nach zwei Stunden sind die beiden alles losgeworden und haben viele Bewohner glücklich gemacht. In einem Monat kommen sie wieder. Mit Hosenträgern. Denn die sind gerade bei den Herren heiß begehrt.
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