Wertvolle Arbeit - warum sich junge Menschen für die Sozialbranche entscheiden
Judith (24) und Dominik (27) haben sich bewusst gegen ihre sicheren und finanziell lukrativen Jobs entschieden und im Oktober 2021 einen neuen beruflichen Weg in der Sozialbranche eingeschlagen. Sie starteten ihr Duales Studium „Sozialpädagogik & Management“ und haben sich für die Diakonie Michaelshoven als Praxispartner entschieden. An drei Tagen in der Woche arbeiten sie praktisch in den Bereichen mit, in der Jugendhilfe oder auch bei der Betreuung von Menschen mit einer Behinderung. Sie bereuen ihre Entscheidung nicht, auch wenn sie sehr wahrscheinlich nach Abschluss ihres Studiums nicht so viel verdienen werden wie in ihren alten Berufen.
Fragen wir direkt mal nach Euren Werten. Welche sind Euch wichtig?
Dominik: Vertrauen.
Judith: Zivilcourage, Ehrlichkeit, Offenheit und Toleranz.
Dominik, du hast eine Ausbildung zum Bankkaufmann gemacht und nach Deinem Abschluss in der Bank gearbeitet. Warum hast Du da aufgehört?
Ich hatte keine Lust mehr, in einem Profitunternehmen zu arbeiten. Nach meiner Ausbildung zum Bankkaufmann habe ich als Privatkundenberater gearbeitet. Dabei ging es aber weniger um einen guten Kundenservice als eine gute Provision. Ich fand es nicht ok, dass ich dafür dem Kunden nicht die ganze Wahrheit über das Risiko sage. Und als dann zwei meiner Kollegen gegangen sind, von denen ich viel gelernt habe und mit denen ich mich austauschen konnte, war für mich die Entscheidung gefallen. Ich wollte schon 2020 studieren, aber dann kam die Corona-Pandemie.
Judith, warum hast Du dich für das Studium entschieden?
Ich habe die Ausbildung zur Industriekauffrau gemacht, war davor in Ghana und habe dort im sozialen Bereich gearbeitet, was mir sehr gut gefallen hat. Und als ich zurückgekommen bin, habe ich den dualen Studiengang „Sozialpädagogik & Management“ an der iba gesehen. Das passte zu mir und da habe ich mich gesehen.
Die Diakonie Michaelshoven ist Euer Praxispartner. Warum?
Dominik: Für mich ist die Diakonie Michaelshoven als Praxispartner perfekt, denn es ist ein großes Unternehmen. Ich kann pro Semester immer eine andere Einrichtung im Unternehmen besuchen und habe so einen viel tieferen Einblick, als wenn ich nur in einer Einrichtung tätig sein kann. Was ich an der Uni lerne, kann ich hier direkt vor Ort anwenden.
Judith: Die Diakonie Michaelshoven bot verschiedene Einsatzbereiche an, und das war für mich ausschlaggebend. Ich wollte mich nicht für drei Jahre auf einen einzigen Bereich festlegen, sondern die Möglichkeit bekommen, viele verschiedene Einblick zu erhalten. Das ist total wertvoll, weil man sich nicht direkt auf einen Bereich festlegen muss.
Zwei Tage studieren und drei Tage in Michaelshoven arbeiten. Wie wurde die Praxiszeit geplant?
Judith: Der erste Monat wurde von Claudia de Fries (Personalentwicklung) für uns geplant, aber zukünftig planen wir gemeinsam jedes Semester, also sechs Monate. Am Anfang durchliefen wir den Verwaltungsbereich, bekamen einen Einblick in das Recruiting und die Akademie Michaelshoven und lernten die Diakonie Michaelshoven als Gesamtunternehmen kennen. Zwischendurch hatten wir dazu Termine in unterschiedlichen, übergreifenden Abteilungen, wie das Quartiersmanagement, die Standortentwicklung oder die Unternehmenskommunikation. Ab dem zweiten Monat sind wir nun für fünf Monate in einem pädagogischen Arbeitsfeld. Ich bin in der Zeit bei der Wohngruppe Sürther Feld und Dominik beim PIKSL Labor Köln. Wir werden in dieser Zeit auch zunehmend aktiv mitarbeiten.
Wie wichtig ist euch beruflicher Erfolg?
Dominik: Da wäre die Frage, wie man beruflichen Erfolg definiert? Ist da rein der materielle Aspekt entscheidend? Oder kann man beruflichen Erfolg auch so definieren, dass ich Menschen helfen möchte und damit einen wichtigen gesellschaftlichen Beitrag leiste? Das ist für mich viel wichtiger als der rein materielle Aspekt. Und natürlich auch dabei die Möglichkeit, mich selbst zu verwirklichen.
Judith: Ich glaube nicht, dass man in einem Non-Profit-Unternehmen anfängt, wenn man finanziellen Erfolg haben will. Dann wären wir beide in unseren alten Berufen geblieben. Also ich denke, dann bleibt man Industriekauffrau und Dominik wäre als Bankkaufmann tätig. Mein primäres Ziel ist es, wie man sinnvoll und produktiv sein kann, was einen dann auch erfüllt. Natürlich ist es schön, sein Leben gut zu gestalten, weil die finanziellen Mittel stimmen. Aber für mich gibt es andere Werte, die weiter oben stehen und die mir persönlich wichtig sind.
Welche Tipps habt ihr für junge Menschen, die sich beruflich orientieren wollen?
Judith: Praktika oder ein FSJ machen. Oder nach dem Abitur erst mal für ein Jahr raus, neue Menschen kennenlernen, neue Eindrücke gewinnen, Abstand zum Gewohnten suchen und vor allem neue Wege gehen. Und man sollte sich neue Meinungen einholen und nicht immer im gewohnten Umfeld in die gleiche Richtung schauen. Andere Perspektiven helfen, sich zu orientieren. Es hilft auch, mit Menschen zu sprechen, die in einem Bereich arbeiten, der einen interessiert.
Dominik: Man sollte sich in Weitsicht üben. Als ich meine Ausbildung zum Bankkaufmann gemacht habe, hatte ich noch keinen Plan, wohin es gehen soll. Ich wusste nicht, wie es da abläuft und wie es funktioniert. Ich fand es super interessant. Aber je mehr du mit der Zeit mitbekommst, fügt sich ein weiteres Puzzleteil dazu. Und das ist am Anfang nicht so. Erst mit der Zeit verstehst du den Gesamtzusammenhang. Ich habe da zwar gut verdient, aber ich war nicht glücklich. Aber ich würde meinen Weg auch nicht anders machen und bereue keine Entscheidung.
Judith: Ja, es bringt uns auch weiter, dass wir das Vorwissen haben. Durch unsere Ausbildung haben wir Kenntnisse aus dem BWL Bereich, das ist wichtig für den Non-Profit-Bereich.
Kann man mit eurem Studium in der Sozialbranche Karriere machen?
Judith: Ja, kann man. Man muss sich nur klar sein, dass der Anteil in der sozialen Arbeit selbst niedriger und der Anteil im Verwaltungsbereichs höher wird. Da muss man entscheiden, was man will.
Dominik: Und man muss sich auch bewusstmachen, dass man dann vielleicht mit anderen Werten arbeitet. Weil dann trägt man Verantwortung für Mitarbeiter:innen.
Wenn ihr auf die Sozialbranche blickt, was sollte optimiert werden?
Judith: Bessere Bezahlung für Pflegeberufe, sonst werden wir bald niemanden mehr haben, der es macht. Was da geleistet wird, muss gerecht bezahlt werden. Die Pfleger:innen haben einen harten und anspruchsvollen Job.
Dominik: Das ist leider so und da muss sich was ändern. Sonst ist dieser Beruf nicht mehr angesehen und es werden noch weniger Leute diesen Job machen wollen.
Wie war denn Euer erster Eindruck von der Diakonie Michaelshoven?
Dominik: Ich fand es einfach schön hier. Schöner Komplex, schönes Gelände, bisschen familiär und die Diakonie hat sogar eine eigene Bahnhaltestelle. Es sieht wie eine Wohlfühloase aus, obwohl es mitten in Köln ist.
Judith: Mir hat es hier auch sehr gut gefallen, der Park ist wunderschön. Es wirkt hier alles sehr modern und professionell, das hat mir gefallen. Und hier arbeiten Leute, die wissen was sie machen und sagen. Das hat einen positiven Eindruck hinterlassen und meine Entscheidung leichtgemacht.
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