Blog der Diakonie Michaelshoven

Besondere Menschen aus Köln erzählen besondere Geschichten

Wir wollen Einblicke in außergewöhnliche Lebenswelten schaffen und euch die Wünsche und Bedürfnisse der Menschen vorstellen, die bei uns leben und arbeiten. Außerdem stellen wir euch besondere Projekte vor, die helfen, die Lebensqualität dieser Menschen zu erhöhen.

Und es gibt immer mehr Menschen in Köln, die diese Unterstützung benötigen. Umso wichtiger ist es hinzuschauen und aktiv zu werden, indem ihr die Geschichten weitererzählt oder sogar ehrenamtlich helft. Nur so können wir näher zusammenrücken! Wir wünschen euch viel Spaß auf diesen Seiten und freuen uns auf euer Feedback.

Einblick

Traumjob Altenpfleger

Laut einer Prognos-Studie werden in Deutschland bis 2030 mindestens 278.000 neue Pflegekräfte benötigt. Denn immer mehr Menschen werden im Alter pflegebedürftig sein. Doch die Ausbildung zum Altenpfleger ist für viele junge Menschen unattraktiv, auch wenn es sich um einen sicheren Job mit Sinn handelt. Die 18-jährige Sabrina Rakocevic, die sich schon mit 17 Jahren aus Überzeugung für die Ausbildung zur Altenpflegerin entschieden hat, sieht das jedoch ganz anders. „Jeder hat es verdient, auch in seinen letzten Jahren ein schönes und lebenswertes Leben zu haben. Für mich ist es der absolute Traumjob“, sagt die junge Frau mit dem großen Herz und dem herzlichen Lachen.

„Eigentlich wollte ich Physiotherapeutin werden“, berichtet die 18-Jährige. Doch während ihres Schulpraktikums beim Physiotherapeuten sammelte sie erste Erfahrungen im Umgang mit älteren Menschen. „Die Begegnungen haben mir viel Spaß gemacht, und ich habe mich so gerne mit ihnen unterhalten. Dabei habe ich auch schnell gemerkt, dass ich hier wirklich etwas bewirken und helfen kann“, erinnert sie sich zurück. In ihrem letzten Schuljahr bewarb sie sich dann sowohl für eine Ausbildung als Physiotherapeutin als auch für die Ausbildung im Fachseminar für Altenpflege in Köln. Ihr wurde empfohlen, ein viertägiges Praktikum in einer der Senioreneinrichtungen zu absolvieren, um einen ersten Einblick in das Berufsfeld zu erhalten. „Ich hätte es nicht gedacht, aber in diesen Tagen konnte ich viel über den Beruf der Altenpflegerin erfahren und habe ihn so richtig lieben gelernt“, sagt Sabrina Rakocevic.

Ich möchte am Ende des Tages in den Spiegel schauen und nicht darüber nachdenken müssen, das ich bei dem ein oder anderen doch lieber noch fünf Minuten länger geblieben wäre.

Sabrina Rakocevic

Eine herausfordernde Ausbildung

Besonders eine Begegnung blieb ihr im Gedächtnis: „Eine ältere Dame wurde beim gemeinsamen Spielen nicht nur ausgegrenzt, sondern von den weiteren Mitspielerinnen beschimpft. Das fand ich schrecklich und so habe ich mich in den folgenden Tagen viel mit ihr beschäftigt. Als ich mich dann nach vier Tagen bei ihr verabschiedet habe, fing sie an zu weinen und wünschte mir ‚alles Gute‘.“, erzählt die Auszubildende, „das hat mich sehr berührt“. Als sie dann vom Einrichtungsleiter den Anruf erhielt, dass man sehr zufrieden mit ihr gewesen sei und sie gerne zur Ausbildung zulassen möchte, konnte sie ihren Freudenschrei nicht zurückhalten.

Der Lernstoff in ihrer Ausbildung überraschte viele in ihrem Freundes- und Bekanntenkreis. „Anatomie, Rechtskunde und Krankheitslehre gehören auch zu meinen Fächern. Ich könnte ja auch später im Krankenhaus arbeiten“, sagt sie. Bei den Themen Tod und Abschied kann aus ihrer Sicht allerdings kein Schulfach helfen. Hier zählt alleine der persönliche Umgang damit. „Oft ist der Tod eine Erlösung für die Betreffenden. Es trifft mich jedoch immer sehr, wenn mir jemand sagt, er möchte sterben. Dann nehme ich mir Zeit, damit wir gemeinsam darüber sprechen können“, erklärt die Auszubildende. Denn häufig geht es dabei gar nicht um die fortschreitende Krankheit, sondern um die Einsamkeit und die Sehnsucht nach verstorbenen Angehörigen und Freunden. Sie selbst verarbeitet diese Gespräche am besten, indem sie mit ihren Eltern darüber spricht und die Ereignisse in ihrem Tagebuch notiert.

Oft ist der Tod eine Erlösung für die Betreffenden. Es trifft mich jedoch immer sehr, wenn mir jemand sagt, er möchte sterben. Dann nehme ich mir Zeit, damit wir gemeinsam darüber sprechen können.

Sabrina Rakocevic

Schnell die Herzen erobert

Zeit zum Reden ist etwas, das in der täglichen Arbeit der Altenpfleger oft zu kurz kommt und dennoch so immens wichtig ist. „Ich möchte am Ende des Tages in den Spiegel schauen und nicht darüber nachdenken müssen, das ich bei dem ein oder anderen doch lieber noch fünf Minuten länger geblieben wäre“, erklärt sie. Mit ihrer Fröhlichkeit und Leichtigkeit hat sie die Herzen der Bewohner und auch ihrer Kollegen schnell erobert. Oft hört man die junge Auszubildende singend durch die Gänge gehen. Und sie stimmt mit den Bewohnern auch Lieder an, die sie bisher gar nicht kannte, weil sie aus einer anderen Generation stammen. „Hier wohnt eine Eifelerin und mit ihr singe ich dann ´Hoch im Eifelland‘. Den Text kann ich jetzt schon auswendig“, lacht die 18-Jährige.

Ich wünsche mir, dass die Altenpflege nicht so schlecht gemacht wird. Die Pflegeberufe müssen für junge Menschen wie mich attraktiver gemacht werden.

Sabrina Rakocevic

So leicht und optimistisch sie den Arbeitsalltag auch bewältigt, sieht sie jedoch einige Rahmenbedingungen als sehr schwierig an: „Wir brauchen dringend mehr Personal! Wenn in Zukunft immer mehr Senioren pflegebedürftig werden, dann benötigen wir auch viel mehr Nachwuchs.“ Deshalb muss ihrer Meinung nach auch dringend an dem Image der Pflegeberufe gearbeitet werden. „Ich wünsche mir, dass die Altenpflege nicht so schlecht gemacht wird. Die Pflegeberufe müssen für junge Menschen wie mich attraktiver gemacht werden“, fordert Sabrina Rakocevic. „Wir sind nicht nur dazu da, die Menschen mit Essen zu versorgen und zu waschen. Wir stehen jeden Tag vor der abwechslungsreichen Herausforderung, Menschen mit unterschiedlichen Bedürfnissen bestmöglich gerecht zu werden“, sagt die Auszubildende.

Weiter im Traumberuf

Sie selbst hat auch schon einen konkreten Plan für ihre Zukunft: „Ich werde nach der Ausbildung erst mal zwei Jahre in dem Beruf arbeiten und möchte dann Pflegewissenschaften studieren. Das interessiert mich“, sagt Sabrina Rakocevic. Ihr Tipp an junge Menschen lautet deshalb, so viele Praktika wie möglich zu machen. Um dann, wie in ihrem Fall, den Traumberuf zu finden. „Ich hätte mir keinen Job im Büro vorstellen können, wo ich den ganzen Tag vor dem PC sitze. Ich würde kaputtgehen“, sagt die 18-Jährige mit ihrem ansteckenden Lachen und einer gehörigen Portion Optimismus, bei dem man direkt weiß, warum die älteren Menschen sie so gerne haben.

0 Kommentare  
 

Die Kommentarfunktion ist für diesen Artikel deaktiviert.

0 Kommentare