Vom Alltag bis zur Politik: Wie Lisa die Stimme der Jugend vertritt
Lisa Z. ist 21 Jahre alt und lebt in der Wohngruppe Buchheim der Diakonie Michaelshoven. Sie engagiert sich als Sprecherin des Jugendparlaments sowie bei „Jugend vertritt Jugend“. Im Interview erzählt sie, wie sie Jugendlichen eine Stimme gibt, welche Erfolge sie bereits erreicht hat und warum ihr Engagement so wichtig ist. Ein inspirierender Einblick in die politische Arbeit junger Menschen, die etwas bewegen wollen.
Lisa, du bist seit drei Jahren in der Wohngruppe Buchheim und Sprecherin des Jugendparlaments der Außenwohngruppen der Diakonie Michaelshoven. Wie kam es zu deinem Engagement?
Es war eher spontan. Meine Pädagog:innen haben mir vorgeschlagen, mich für das Jugendparlament aufzustellen, und ich habe es einfach mal probiert. ich habe mich zur Wahl aufgestellt und wurde dann auch gewählt. Es macht mir viel Spaß, mich zu engagieren und etwas zu verändern.
Was sind die Aufgaben im Jugendparlament?
Wir vertreten die Jugendlichen in den Wohngruppen. Es geht um Themen wie Gruppenregeln, Konflikte oder auch praktische Dinge wie das WLAN. Wenn in den Gruppen etwas nicht funktioniert, bringen wir es ins Parlament und versuchen, Lösungen zu finden. Wir haben auch einen direkten Draht zu den Pädagog:innen und der Leitung.
Du bist auch bei „Jugend vertritt Jugend“ aktiv. Was wird dort gemacht?
Wir setzen uns für die Rechte und Bedürfnisse von Jugendlichen in Wohngruppen ein. Ein Beispiel: Wir haben vor kurzem Vorurteile gegenüber Jugendlichen thematisiert und Aufklärungsplakate verschickt. Ein weiteres Thema war die Reduzierung der Abgaben vom Gehalt, die wir erfolgreich auf null gesenkt haben. Unsere Arbeit basiert auf dem Austausch und der Diskussion von Themen, die uns betreffen.
Wie läuft das bei den Treffen ab?
Wir treffen uns alle zwei Monate mit Jugendlichen aus verschiedenen Einrichtungen. Dort sprechen wir über Themen, die uns bewegen, und versuchen, Veränderungen anzustoßen. Einmal im Jahr gibt es auch das besondere Veranstaltungstreffen „Gehört werden“, bei dem Vertreter:innen vom Familienministerium unsere Ergebnisse anhören und oft auch Änderungen umgesetzt werden.
Wie unterstützt dich die Diakonie Michaelshoven in deinem Engagement?
Die Diakonie unterstützt mich sehr. Es gibt regelmäßigen Kontakt zu den Pädagog:innen, und sie begleiten mich zu wichtigen Terminen sofern ich Unterstützung brauche. Auch der mögliche Kontakt zum Vorstand und Geschäftsführer Jörg Marquardt der Kinder- und Jugendhilfen und anderen wichtigen Ansprechpartner:innen hilft mir, gut vernetzt zu bleiben.
Deine Arbeit ist politisch. Wie setzt du dich politisch ein?
Es ist nicht immer einfach, mit höhergestellten Personen in Kontakt zu kommen. Aber ich merke, dass ich inzwischen gut vernetzt bin. Es gibt immer noch Hürden, aber wir setzen uns weiterhin dafür ein, dass unsere Themen gehört werden.
Was denkst du über das Jugendparlament?
Es läuft gut, aber manchmal fehlt es an Motivation. Wenn die Themen nicht ernst genommen werden, versuche ich, die anderen zu motivieren und daran zu erinnern, dass wir wirklich etwas verändern können, wenn wir uns einbringen.
Gibt es auch übergeordnete Themen, die die Jugendlichen beschäftigen?
Beim Jugendparlament geht es eher um alltägliche Dinge, aber bei „Jugend vertritt Jugend“ beschäftigen wir uns auch mit gesellschaftlichen Themen wie Öffentlichkeitsarbeit oder Gleichberechtigung. Wir wollen unsere Stimmen auch in der breiten Politik hörbar machen.
Wie bist du in eine Wohngruppe gekommen?
Aufgrund psychischer Erkrankungen habe ich den Schritt gewagt, aus meiner Familie auszuziehen. Ich wollte Abstand gewinnen und wurde in eine Intensiv-Wohngruppe vermittelt, die sich auf psychische Erkrankungen spezialisiert hat.
Hat dir das Leben in der WG geholfen?
Ja, auf jeden Fall. Ich habe mich weiterentwickelt und bin viel selbstbewusster geworden. Zu Beginn hätte ich mir nicht vorstellen können, im Jugendparlament zu arbeiten, aber die Wohngruppe hat mir viel geholfen, mich zu entfalten.
Was sind die Vorteile und Herausforderungen des Lebens in einer Wohngruppe?
Ein Vorteil ist, dass die Pädagog:innen immer da sind und einen immer unterstützen Ein Nachteil ist das Zusammenleben mit vielen anderen, aber zum Glück haben wir alle ein eigenes Bad. Es ist manchmal anstrengend, aber es gibt auch Unterstützung, wenn man sie braucht.
Gibt es ein Erlebnis, das dich besonders stolz gemacht hat?
Ja, wir durften dieses Jahr beim CSD in Köln mitlaufen. Das war ein riesiger Erfolg für uns, weil es anfangs immer hieß, das würde nicht erlaubt. Es war großartig, die Begeisterung und die Ideen meiner Gruppe zu erleben.
Was muss sich deiner Meinung nach ändern, damit Jugendliche besser Gehör finden?
Jugendliche müssen mehr einbezogen werden. Oft hören uns die Verantwortlichen zwar zu, aber es passiert nichts. Es wäre schon hilfreich, uns in kleinen alltäglichen Dingen mehr einzubeziehen, damit wir das Gefühl haben, wirklich etwas bewegen zu können.
Was wünschst du dir für die Zukunft?
Ich wünsche mir, dass Kinder und Jugendliche mehr gesehen und gehört werden. Es sollte mehr Möglichkeiten geben, sich zu beteiligen und zu verändern. Und ich hoffe, dass wir weiterhin Kontakt zu den Verantwortlichen haben, um gemeinsam Lösungen zu finden.
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