Eine Verletzung riss mein Leben aus den Fugen

Eine Verletzung riss das Leben von Sabine (51) aus den Fugen. Ein Moment der Unachtsamkeit – und plötzlich verlor sie nicht nur ihren Job, sondern auch die Wohnung, die finanzielle Sicherheit und fast die gesamte Existenz. Frauen wie Sabine zu unterstützen. Mit unserer Spendenkampagne "Du bist wertvoll", helfen wir Frauen, wie Sabine. Unterstützen Sie unsere Arbeit mit Ihrer Spende.
Triggerwarnung
Die folgende Geschichte enthält Schilderungen von häuslicher Gewalt und/oder Wohnungslosigkeit. Diese Inhalte könnten für einige Leser*innen belastend sein. Holen Sie sich Unterstützung, wenn Sie sie benötigen. Hier finden Sie unsere Unterstützungsangebote für Frauen* in Krisensituationen.
Ich war immer eine eigenständige Frau, hatte einen Hund und eine Katze und arbeitete zuletzt im Einzelhandel.
An einem freien Tag riss ich mir eine Sehne. Es war abzusehen, dass ich länger ausfallen würde. Ich informierte meinen Chef, doch dessen Reaktion war anders, als erwartet. Ich erhielt postwendend eine Kündigung, datiert auf einen Tag vor meinem Unfall. Somit war keiner mehr für mich zuständig. Weder mein Chef, noch die Krankenkasse, noch das Arbeitsamt.
Ich ging zum Jobcenter, doch da wollte man nicht doppelt arbeiten, so lange sich Krankenkasse und Arbeitsamt noch stritten. Ich stand also drei Monate ohne Geld da, konnte meine Miete nicht zahlen, verlor meine Wohnung. Mit meinem alten Kater und meinem großen Hund stand ich auf der Straße. Ich wusste nicht wohin und schlief zwei Nächte im Park in Gremberghoven. Zum Glück war es Sommer, und zum Glück hatte ich einen Hund dabei, der auf mich aufpasste. Als die Behörden sich einigten, wer nun für mich aufkommen sollte, konnte ich meinem Vermieter zwar die ausgebliebene Miete zahlen. Doch weiterhin als Mieterin wollte er mich nicht haben.
Während dieser Zeit erfuhr ich, dass mein Ex-Partner in meinem Namen unzählige Onlinebestellungen getätigt hatte, von denen ich nichts wusste.
Sabine, 51 Jahre
Eine Familie, die mir hätte helfen können, hatte ich nicht mehr. Und auch meine beste Freundin war nicht zugegen, da sie kurz vorher 500 km weit weg gezogen. Doch aus der Ferne vermittelte sie mir ein Zimmer bei einem Bekannten, der hier in der Nähe wohnte. Dort konnte ich zunächst bleiben. Während dieser Zeit erfuhr ich, dass mein Ex-Partner in meinem Namen unzählige Onlinebestellungen getätigt hatte, von denen ich nichts wusste. So musste ich zu allem auch noch eine Privatinsolvenz anmelden.
Nach zwei Jahren konnte ich auch in dieser Wohnung nicht mehr bleiben. Da ich keinen anderen Ausweg gesehen habe, bin ich ins Elisabeth-Fry-Haus gegangen. Hier hatte ich genug Rückhalt und Sicherheit, meine Angelegenheiten zu klären und mein Erlebtes zu verarbeiten. Hätte ich diesen Entschluss nicht gefasst, ein Frauenhaus aufzusuchen, wäre ich wahrscheinlich wieder in den Park gegangen. Und dann hätte ich bestimmt am Ende kalt im Wald gelegen.
*Sabine (51)
(anonymisiert)
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