Glück auf Umwegen – das Schicksal meinte es lange es nicht gut

Nach dem Tod ihres Bruders floh Tara* vor der zerrütteten Familie – und landete in einer Spirale aus Obdachlosigkeit, Gewalt und Verrat. Erst durch die Hilfe einer Fremden und das Elisabeth-Fry-Haus fand sie Halt, Heilung und eine zweite Chance. Heute lebt sie glücklich mit ihrer Familie.
Triggerwarnung
Die folgende Geschichte enthält Schilderungen von häuslicher Gewalt und/oder Wohnungslosigkeit. Diese Inhalte könnten für einige Leser*innen belastend sein. Holen Sie sich Unterstützung, wenn Sie sie benötigen. Hier finden Sie unsere Unterstützungsangebote für Frauen* in Krisensituationen.
Mein Vater starb, als ich 13 war. Mein Bruder war drei Jahre älter als ich. Meine Mutter hatte es immer mehr mit ihm als mit mir. Er hatte mit 20 Jahren einen tödlichen Motorradunfall. Danach war gar kein Auskommen mehr mit meiner Mutter. Ich bin dann auch mit 18 mit meinem Hund abgehauen. Da ich aus einem kleinen Dorf komme, bin ich nach Hessen in eine größere Stadt „geflüchtet“. Nach 1,5 Jahren auf der Straße war mein Hund so gezeichnet, dass er leider neben mir verstorben ist. Das hat mir ganz den Boden unter den Füßen weggezogen. Durch die Polizei bin ich in einem Heim für Jugendliche gelandet, wo ich nach zwei Jahren wieder raus musste. Ich bin dann mit meinem besten Freund in eine WG gezogen. Zuerst war es wunderschön. Wir haben viel zusammen gemacht und sind ein Paar geworden.
Wenn er mich geschlagen hatte, fing er an zu weinen und hat sich tausendfach entschuldigt.
Tara
Nach einigen Monaten hat er sich verändert, ist komisch geworden, wurde wütend und ist dann auch gewalttätig geworden. Wenn er mich geschlagen hatte, fing er an zu weinen und hat sich tausendfach entschuldigt. Ich habe ihm mehrfach verziehen… leider auch nachdem er mit einem großen Messer vor mir stand und versucht hat, mich abzustechen. Er hatte mich an der Hüfte erwischt und ich bin aus der Wohnung geflüchtet. Heute sage ich: Leider habe ich ihn nicht angezeigt. Im Nachhinein habe ich erfahren, dass meine Mutter verstorben war. Er wusste es und hatte es mir vorenthalten. Er hatte stets meine Freundinnen vergrault, hat auf meinen Namen Schulden angehäuft und alles vor mir geheim gehalten.
Und schon wieder war ich auf der Straße gelandet. Bin dann irgendwie nach Köln gekommen. An einer Bushaltestelle hatte eine ältere Frau mich angesprochen und mir geholfen einen Platz bei der Diakonie bekommen.
Das war das erste Mal, dass ich richtig zur Ruhe kommen konnte. Mich um meine Gesundheit, Psyche und Schulden kümmern konnte. Ich bin sowohl der älteren Frau als auch dem Team im Elisabeth-Fry-Haus unendlich dankbar. Ich weiß nicht, wo ich sonst gelandet wäre.
Heute kann ich Menschen und vor allem Männern wieder vertrauen. Ich lebe heute mit Freund und einer kleinen Tochter glücklich außerhalb von Köln.
*Tara
(anonymisiert)
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