Blog der Diakonie Michaelshoven

Besondere Menschen aus Köln erzählen besondere Geschichten

Wir wollen Einblicke in außergewöhnliche Lebenswelten schaffen und euch die Wünsche und Bedürfnisse der Menschen vorstellen, die bei uns leben und arbeiten. Außerdem stellen wir euch besondere Projekte vor, die helfen, die Lebensqualität dieser Menschen zu erhöhen.

Und es gibt immer mehr Menschen in Köln, die diese Unterstützung benötigen. Umso wichtiger ist es hinzuschauen und aktiv zu werden, indem ihr die Geschichten weitererzählt oder sogar ehrenamtlich helft. Nur so können wir näher zusammenrücken! Wir wünschen euch viel Spaß auf diesen Seiten und freuen uns auf euer Feedback.

Spendenkampagne "Du bist wertvoll"

,,Wir sind alle Menschen“ – Ein Appell gegen Diskriminierung und Vorurteile

Trotz Ausgrenzung und täglichen Hürden gibt Mary* nicht auf. Für ihre Kinder, für Gleichberechtigung, für ein selbstbestimmtes Leben. 

Triggerwarnung
Die folgenden Geschichte enthält Schilderungen von häuslicher Gewalt und/oder Wohnungslosigkeit. Diese Inhalte könnten für einige Leser*innen belastend sein. Holen Sie sich Unterstützung, wenn Sie sie benötigen. Hier finden Sie unsere Unterstützungsangebote für Frauen* in Krisensituationen.

Das Thema Diskriminierung ist ein krasses Thema. Ich habe Angst um die Zukunft, weil das geht immer weiter. Das endet gar nicht. Hier, wo ich dachte, die Kinder fühlen sich wohl, hat es auch angefangen. Sie gehen jetzt auf eine neue Schule. Manche Kinder wollen nicht mit den neuen Freunden spielen. Seit zwei Monaten gehe ich morgens nicht mehr mit ihnen zur Schule. Aber ich hole sie immer ab. Jetzt sagen meine Kinder, dass sie mit manchen nicht mehr reden wollen. Ich frage mich: Warum? Es sind doch Kinder. Acht- und neunjährige Kinder. Sie wissen gar nichts. Wie können sie so etwas tun? Wo kriegen sie das her?

Auch im Alltag erlebe ich Situationen, die schwer zu erklären sind. Vor kurzem waren wir im Supermarkt. Ich wollte kurz etwas holen und bat die Kinder draußen zu warten. Sofort kam die Security und sagte, sie dürfen nicht ohne Erwachsene draußen bleiben. Ich habe nichts gesagt und wir sind einfach gegangen. Aber gestern haben die Kinder bemerkt, dass andere Kinder dort alleine standen. Mein Sohn fragte: 'Warum durften wir das nicht? Aber die schon?' Ich wusste nicht, was ich antworten soll. Solche Momente machen mich traurig, weil ich nicht immer eine Erklärung habe.

Trotz dieser Erfahrungen versuche ich, meinen Kindern Werte zu vermitteln, die ihnen Mut machen. Ich sage meinen Kindern immer: „Ihr seid hier geboren. Ihr gehört genauso zu Deutschland wie die anderen. Wenn ihr gut in der Schule arbeitet, gibt es keinen Unterschied. Ihr seid stark.“ Ich gebe ihnen Mut. Mein Sohn fragt mich manchmal, warum Leute ihn fragen, ob er in Afrika geboren ist. Ich sage ihm dann: 'Deine Mutter ist in Afrika geboren, aber du bist hier geboren.' Oder ich sage: 'Du kannst das Gespräch einfach verlassen.' Oft weiß ich aber selbst nicht, was ich antworten soll.

Ich komme aus Guinea in Westafrika. Dort habe ich Abitur gemacht und Rechtswissenschaften studiert. Aber in meinem Land haben Frauen kaum Rechte, und es ist schwer, als Frau frei und unabhängig zu leben. Das war einer der Gründe, warum ich weggegangen bin.

Hier in der Wohngruppe bekomme ich fast alles, was ich brauche. Die Sozialarbeiterinnen begleiten mich zu Terminen, helfen mir bei der Krankenversicherung und holen die Kinder ab, wenn ich keine Kraft habe. Sie unterstützen mich auch bei der Kommunikation mit der Schule. Das ist sehr wichtig für mich. Aber es gibt auch Momente, in denen ich Angst habe. Vor zwei Wochen sagte mir meine Sozialarbeiterin, dass ein Mann seine Frau hier sucht. Zwei Tage später habe ich ihn draußen gesehen, als ich mit meinen Kindern unterwegs war. Er hat mir nichts getan, aber die Angst war da. Danach konnte ich die Kinder nicht mehr alleine zur Schule lassen. Es war schwer, aber jetzt geht es besser.

 

Hier in der Wohngruppe bekomme ich fast alles, was ich brauche.

Mary* (31)

Mein größter Wunsch ist eine Wohnung für die Kinder. Das ist meine Priorität. Ich möchte arbeiten, aber es ist schwierig, weil ich nur arbeiten kann, wenn die Kinder betreut sind. Mein Traum war es immer, als Kosmetikerin zu arbeiten, vielleicht bei Douglas oder Sephora. Dafür brauche ich aber noch das B2-Sprachniveau. Ich habe die Prüfung schon gemacht, aber nicht ganz bestanden. Ich freue mich aber auf mein Praktikum nächstes Jahr im Second-Hand Kaufhaus fairstore, weil das für mich der erste Schritt in die richtige Richtung ist. Vielleicht öffnet sich für mich danach ein Tor zur Arbeit oder zu einer Ausbildung. Ich denke oft: Wenn ich arbeite und die Miete selbst zahlen kann, vielleicht geht es dann schneller mit der Wohnungssuche.

Wenn man jemanden nicht kennt, sollte man dieser Person eine Chance geben. Egal, woher jemand kommt – in jedem Land gibt es gute und schlechte Menschen. Man muss die Person erst kennenlernen, bevor man urteilt. Viele Menschen in Deutschland sind sehr nett und verstehen unsere Situation. Aber es gibt auch Menschen, die Vorurteile haben und gar nichts wissen wollen. Für mich macht es keinen Unterschied, ob jemand aus Deutschland, Frankreich oder einem afrikanischen Land kommt. Wir sind alle Menschen.

*Mary (31)
(anonymisiert)

Du bist wertvoll

Gemeinsam für von häuslicher Gewalt bedrohte Frauen und Kinder

Gewalt entwertet und macht hilflos. Wir stehen Frauen und Kindern, die von häuslicher Gewalt bedroht sind zur Seite. Mit Beratung, Notunterkünften, Wohngruppen und Begleitung auf ihrem Weg in eine bessere Zukunft. Viele Angebote sind nur mit Spenden möglich. Erfahren Sie mehr über das Thema und wie Sie uns dabei unterstützen können.  

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