Blog der Diakonie Michaelshoven

Besondere Menschen aus Köln erzählen besondere Geschichten

Wir wollen Einblicke in außergewöhnliche Lebenswelten schaffen und euch die Wünsche und Bedürfnisse der Menschen vorstellen, die bei uns leben und arbeiten. Außerdem stellen wir euch besondere Projekte vor, die helfen, die Lebensqualität dieser Menschen zu erhöhen.

Und es gibt immer mehr Menschen in Köln, die diese Unterstützung benötigen. Umso wichtiger ist es hinzuschauen und aktiv zu werden, indem ihr die Geschichten weitererzählt oder sogar ehrenamtlich helft. Nur so können wir näher zusammenrücken! Wir wünschen euch viel Spaß auf diesen Seiten und freuen uns auf euer Feedback.

Spendenkampagne "Du bist wertvoll"

Von der Liebe in die Hölle – Wie Nina* Gewalt, Isolation und Wohnungslosigkeit überwand

Was als Traumbeziehung begann, endete in Manipulation und Gewalt. Schwanger, ohne Wohnung und ohne Perspektive fand sie schließlich Zuflucht in einer Mutter-Kind-Wohngruppe. Jetzt kämpft Nina* für einen Neuanfang – für sich und ihr Kind.

Triggerwarnung
Die folgende Geschichte enthält Schilderungen von häuslicher Gewalt und Wohnungslosigkeit. Diese Inhalte könnten für einige Leser*innen belastend sein. Holen Sie sich Unterstützung, wenn Sie sie benötigen. Hier finden Sie unsere Unterstützungsangebote für Frauen* in Krisensituationen.

Ich erinnere mich noch gut an die Zeit, als alles begann. Ich bin Künstlerin und habe eine Tochter, die inzwischen 19 Jahre alt ist. Damals, als ich noch in einer anderen Stadt arbeitete, lernte ich ihn über die Sozialen Medien kennen. Er war ebenfalls Künstler, und wollte gerne mit mir für ein Projekt zusammenarbeiten. Zuerst lehnte ich ab, aber dann schrieb er mir wieder und ich fand ihn nett. Und so kamen wir immer mehr in Kontakt.

Er war charmant, zuvorkommend – ein richtiger „Traummann“, wie man ihn sich vorstellt. Es gab auch Parallelen: Beide kamen wir aus derselben Berufsbranche und beide waren wir vom Sport fasziniert, denn unsere Väter waren beide Sporttrainer und das gab uns noch eine gemeinsame Basis. Ich fand ihn attraktiv, wir verstanden uns gut und es fühlte sich an, als würden wir uns schon ewig kennen. Doch nach diesem eigentlich harmonischen Anfang änderte sich sehr schnell alles.

Zuerst war er distanziert, was mich irritierte. Rückblickend war es ein typisches Verhalten, das auf narzisstische Züge hindeutete – damals konnte ich das aber noch nicht einordnen. Was als charmante Beziehung begann, verwandelte sich bald in eine Mischung aus psychischer und körperlicher Gewalt. Er begann, mich immer mehr zu kontrollieren. Es waren nicht nur die ständigen Anfeindungen, sondern auch die Ausbrüche, die immer wieder kamen, und in denen er mich mit seinen schlechten Launen niederdrückte. Ich wollte nicht wahrhaben, dass es Gewalt war, und versuchte, immer wieder Entschuldigungen für ihn zu finden. Doch eines Tages, an meinem Geburtstag, schlug er mir so heftig ins Gesicht, dass ich für Wochen mit blauen Flecken herumlief.

Ich weiß noch, dass meine Familie es sofort merkte. Sie war entsetzt, aber ich konnte nicht von ihm lassen. Ich war schwanger mit seinem Kind, und er hatte mich so in seinen Bann gezogen, dass ich dachte, wir könnten dennoch ein gutes Leben aufbauen. Als ich von Stuttgart nach Köln zog, um bei ihm zu leben, merkte ich erst, wie sehr ich auf seine falschen Versprechungen hereingefallen war. Ich gab meine Wohnung und meinen Job auf, weil ich ihm vertraute. Alles, was er mir versprochen hatte, war jedoch eine Lüge. Ich fühlte mich wie gefangen, aber ich dachte, ich könnte es irgendwann wieder geradebiegen. Leider war das nicht der Fall.

Doch eines Tages, an meinem Geburtstag, schlug er mir so heftig ins Gesicht, dass ich für Wochen mit blauen Flecken herumlief.

Nina (38)*

Es ging weiter bergab. Er manipulierte mich, isolierte mich von meiner Familie. Und mit jedem weiteren Tag verlor ich mehr von mir selbst. Irgendwann war ich ohne Geld, ohne Wohnung und ohne jede Perspektive. Das Jugendamt sagte mir sogar, dass sie mir das Kind wegnehmen würden, wenn ich keinen festen Wohnsitz vorweisen könnte. Alles fühlte sich wie ein Albtraum an. In dieser Zeit hatte ich niemanden mehr. Nur meine Mutter stand mir noch bei, aber selbst sie konnte mir nicht helfen, als es mir immer schlechter ging. Ich landete schließlich in einem Hotel in einer gefährlichen Gegend in Köln. Es war kein sicherer Ort, aber ich hatte keine Wahl. Ich war schwanger, ohne ein Zuhause, ohne Zukunft.

Dann bekam ich einen Flyer von der Mutter-Kind-Wohngruppe in Porz. Zuerst dachte ich, dass das keine Lösung wäre, aber irgendwann war ich so verzweifelt, dass ich es versuchte. Ich rief an und landete auf der Warteliste. Als ich dann den Anruf bekam, dass ein Platz frei geworden war, war das ein Moment der Erleichterung. Ich hatte endlich einen sicheren Ort gefunden, an dem ich mit meinem Kind leben konnte, fern von ihm und seiner Gewalt. Es war ein Neuanfang für mich.

Als ich hier ankam, war alles anders. Die Mitarbeiterinnen in der Wohngruppe gaben mir das Gefühl, dass ich nicht alleine war. Endlich konnte ich mich um mein Kind kümmern und zur Ruhe kommen. Die ersten Tage waren schwer, aber meine Mutter sagte mir, dass sie sofort merkte, wie gut es mir hier ging. Ich konnte endlich wieder klar denken und mich auf das Wesentliche konzentrieren: auf mein Kind und die Chance, ein neues Leben aufzubauen.

Aber es ist nicht einfach. Köln ist eine Stadt, in der es schwer ist, eine Wohnung zu finden, besonders wenn man keine Arbeit hat und Schulden aus der Vergangenheit mitschleppt. Aber ich gebe nicht auf. Mein Ziel ist es, eine eigene Wohnung zu finden, und sobald mein Kind im Kindergarten ist, möchte ich wieder arbeiten, um auf eigenen Beinen zu stehen. Es wird eine Weile dauern, aber ich weiß, dass ich es schaffen kann.

Heute sehe ich die Dinge anders. Ich habe gelernt, mich nicht mehr von anderen manipulieren zu lassen, und ich weiß jetzt, dass es nie zu spät ist, etwas zu ändern. Für mich, aber vor allem für mein Kind. Ich hoffe, dass ich ihm eine gute Zukunft bieten kann, eine, in der es in Sicherheit und Liebe aufwächst.

Wenn ich anderen Frauen etwas raten könnte, die in einer ähnlichen Situation sind, dann wäre es, nicht aufzugeben. Es gibt immer einen Ausweg, auch wenn es manchmal nicht so scheint. Hilfe zu suchen, sich Unterstützung zu holen, ist der erste Schritt. Und wenn man erstmal auf den richtigen Weg kommt, kann man sein Leben wieder in die Hand nehmen.

Ich wünsche mir, dass mehr Frauenhäuser und Unterstützungseinrichtungen für Frauen in Not geschaffen werden. Es gibt so viele von ihnen, die in Gewaltbeziehungen stecken, und oft gibt es zu wenig Hilfe. Ich hatte das Glück, hier einen Platz zu finden, aber viele Frauen haben diese Möglichkeit nicht. Wir brauchen mehr Unterstützung, mehr sichere Orte, an denen Frauen mit Kindern Schutz finden können.

Heute fühle ich mich sicher. Hier habe ich die Chance, neu anzufangen. Es ist noch ein langer Weg, aber ich bin bereit, ihn zu gehen – für mich und für mein Kind.

*Nina (38)
(anonymisiert)

Du bist wertvoll

Gemeinsam für von häuslicher Gewalt bedrohte Frauen und Kinder

Gewalt entwertet und macht hilflos. Wir stehen Frauen und Kindern, die von häuslicher Gewalt bedroht sind zur Seite. Mit Beratung, Notunterkünften, Wohngruppen und Begleitung auf ihrem Weg in eine bessere Zukunft. Viele Angebote sind nur mit Spenden möglich. Erfahren Sie mehr über das Thema und wie Sie uns dabei unterstützen können.  

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