Von Fast Fashion zu Slow Fashion – Warum Daniel Genova beim Kölner Kaufhaus fairstore arbeitet
Über 16 Jahre war Daniel Genova in verschiedenen Positionen bei einem großen schwedischen Textilhandel tätig. Dann legte er ein Sabbatjahr ein, um sich neu zu sortieren. Er kündigte seinen Job und schaute nach einer neuen beruflichen Herausforderung. Seit Ende 2020 ist er nun für die vier fairstore-Kaufhäuser der Diakonie Michaelshoven in Köln verantwortlich und leitet 35 Mitarbeitende im Inklusionsbetrieb. Für den erfahrenen Einzelhandelskaufmann war es eine bewusste Entscheidung für Slow-Fashion, Nachhaltigkeit und das Arbeiten mit einem Team, das kaum Erfahrungen in der Einzelhandelsbranche hat.
Wie war der Wechsel für Sie von einer großen internationalen Marke zu den Kölner fairstore-Kaufhäusern?
Wenn man 16 Jahre bei einem der größten internationalen Textilhandelsunternehmen gearbeitet hat, dann ist das jetzt natürlich eine ganz andere Hausnummer. Es waren viele gute Jahre, die Powerzeiten von Fast Fashion, in der alles weggekauft wurde, was angeboten wurde. Aber ich wollte in meiner beruflichen Laufbahn etwas ändern, und die Entscheidung bereue ich nicht eine Sekunde. Es ist für mich jetzt ein sehr erfülltes Arbeiten mit gutem Gewissen, denn wir bieten Second Hand-Ware an.
Was gefällt Ihnen besonders gut an Ihrer Arbeit im fairstore?
Die freie Gestaltung und dass man hier was bewegen kann. Die Arbeit mit den Kolleg:innen, die unheimlich dankbar sind, wenn ich sie bei ihrer Arbeit unterstütze und ihnen was beibringe. Viele kommen nicht aus dem Einzelhandel und bringen keine Erfahrungen mit. Ich nehme mir dann die Zeit und zeige ihnen, wie man effektiv Ware präsentiert, und sie setzen dies dann selbstständig um. Auch ist der Nachhaltigkeitsaspekt sehr wichtig.
Und mir gefällt es, die Gestaltung unserer fairstore Läden verantworten zu können. Wir wollen saubere, ansprechende und ordentlich strukturierte Läden haben. Deshalb bauen wir aktuell unsere Läden schrittweise um und bringen Struktur rein. Wir haben beispielsweise im fairstore Nippes viele Schaufenster und gestalten diese immer wieder neu. Seitdem kommen mehr Kund:innen in den Laden, weil sie etwas entdecken, das ihnen gefällt.
Der fairstore lebt durch die Second-Hand-Ware. Sind Sie ein nachhaltig lebender Mensch?
Ich bin selbst überrascht, wie sehr mich das Thema Nachhaltigkeit gefangen hat, mit den Jahren habe ich mich geändert, sei es in der Ernährung oder bei der Kleidung, ich achte da schon drauf. Und Kleidung muss nicht immer neu sein, ich selbst habe schon viel in den fairstores eingekauft, wie Hemden, Jacken oder Hosen. Und seit ich im fairstore arbeite, habe ich ein Faible für schönes Porzellan, weil es so viele Unikate gibt, die es sonst nirgendwo zu kaufen gibt.
Fällt Ihnen denn auf, dass auch die Kund:innen nachhaltig leben wollen?
Ich finde es klasse, dass es so viele Menschen gibt, die genauso nachhaltig denken und uns guterhaltene Waren spenden. Weil sie es zu schade finden, diese wegzuwerfen und sie noch eine Verwendung haben können. Gerade ältere Menschen legen viel Wert darauf die Spenden wie ein Präsent zu übergeben: gewaschen und gebügelt, damit sie Menschen sofort wieder nutzen können.
Wer sind denn die Kunden vom fairstore?
Zu unseren Kunden zählen sowohl diejenigen, die nicht viel Geld zur Verfügung haben als auch die, die aus Überzeugung Second Hand einkaufen, um Ressourcen zu schonen und auch die Schatzjäger auf der Suche nach tollen Schnäppchen. Die Zahl dieser Kunden steigt im Übrigen konsequent. Auch für die jüngere Generation ist nachhaltiges Leben ein wichtiges Thema. Deswegen ist es uns auch wichtig, dass der Besuch unsere fairstore-Läden ein Einkaufserlebnis für jeden Menschen ist und die Waren dementsprechend präsentiert werden.
Das bedeutet, billig muss nicht billig präsentiert werden?
Richtig, wir sind natürlich keine Boutique, aber auch unsere Kund:innen sollen einen tollen Laden vorfinden, gerade weil es Second Hand-Ware ist, wollen wir die Ware aufwerten und attraktiv präsentieren. Wir haben Porzellan, tolle alte Möbel, man findet Markenkleidung, die man sonst nur für viel Geld kaufen kann. Bei uns kann man auf jeden Fall ein Schnäppchen machen. Und es ist schon länger ein Trend, alt mit neu zu mixen, sei es Kleidung oder Möbel.
Aktuell sind Sie auf der Suche nach einem/r Filialleiter/in. Was sollte er/sie mitbringen?
Wir sind hier in einem Inklusionsbetrieb und das bedeutet, wir arbeiten nicht mit Fachkräften aus dem Einzelhandel. Man sollte daher unbedingt Geduld mitbringen, da nicht alles sofort umgesetzt wird und das Team Zeit braucht, die wir ihm auch geben. Uns ist es wichtig, dass wir hier Spaß bei der Arbeit haben. Der neue Kollege sollte sich sowohl mit seinem Team und der Ware auseinandersetzen, Umsätze optimieren und Umsatzpotenziale sehen, die Kosten dabei immer im Blick haben. Außerdem ist er für die Personaleinsatzplanung verantwortlich und führt Mitarbeitergespräche. Wir arbeiten hier alle Hand in Hand und auf Augenhöhe, nehmen uns viel Zeit für unsere Mitarbeitenden. Und es ist außerdem ein großer Vorteil, ein kreativer und flexibler Mensch zu sein. Wir werden nämlich bald unsere fünfte Filiale eröffnen und da freuen wir uns auf jemanden, der mit anpackt und Ideen im Team umsetzt.
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