Irgendwas mit Medien … oder doch im Pflegebereich? Warum ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) bei der Entscheidung helfen kann

Fast 50 Prozent der Neuntklässler haben einen konkreten Berufswunsch, die andere Hälfte schwankt noch oder weiß es nicht (Studie Otto-Brenner-Stiftung, 2019, PDF-Dokument). Wer als junger Mensch in Hinblick auf die Berufswahl noch unsicher ist, sollte sich die notwendige Zeit für die Entscheidung nehmen und in verschiedene Bereiche hineinschnuppern. Denn dies ist ein wichtiger Schritt im Leben, der den beruflichen Weg ebnet. Dabei kann auch ein Freiwilliges Soziales Jahr helfen. Celine F. hat sich für ein FSJ im Pflegeheim entschieden und lernt dabei viel über den Arbeitsbereich, aber auch sich selbst neu kennen.

Seit Oktober 2020 fährt Celine F. täglich anderthalb Stunden nach Köln-Rodenkirchen zum Pflegeheim Thomas-Müntzer-Haus. Dort macht sie für ein Jahr ihr FSJ und unterstützt das Team des Sozialen Diensts bei der täglichen Arbeit. Insgesamt 80 ältere Menschen mit größtenteils demenziellen Veränderungen leben hier. Celine F. ist mit ihren 20 Jahren die jüngste Mitarbeiterin und fühlt sich trotz des Altersunterschieds unter den alten Menschen sehr wohl. „Ich habe keine Berührungsängste und auch kein Problem mit alten Menschen, die Demenz haben. Man muss einfach auf Menschen zugehen können“, sagt sie.

Erste Erfahrungen im Umgang mit älteren Menschen konnte sie während eines Orientierungspraktikums in ihrer Schulzeit sammeln, bei dem sie einen ersten Einblick in die Arbeit im Pflegeheim erhielt. „Das hat mir sehr viel Spaß gemacht“, erinnert sie sich zurück. Die positiven Erfahrungen blieben hängen. Sie entschied sich nach ihrem erfolgreich abgeschlossenen Abitur, erneut für einen gewissen Zeitraum in einem Pflegeheim zu arbeiten. „Ich habe recherchiert, was ich machen könnte, um das Berufsfeld noch besser kennenlernen zu können und bin dann auf die Möglichkeit eines Freiwilligen Sozialen Jahres gestoßen“, erklärt Celine F. ihre Entscheidung.  

Also suchte sie nach einer freien Stelle in ihrer Umgebung und fand eine entsprechende Ausschreibung im Thomas-Müntzer-Haus. „Der Hospitationsnachmittag gefiel mir sehr gut, und ich fühlte mich auch im Team des Sozialen Diensts gut aufgehoben“, erklärt die FSJlerin. Dort wird ein vielfältiges Freizeitprogramm geplant, das auch unter den Pandemiebedingungen umgesetzt werden kann. Zu diesen gehören nicht nur zahlreiche Balkonkonzerte, die sie mitorganisiert und begleitet, sondern beispielsweise auch die Unterstützung der Bewohner:innen beim Skypen mit der Familie.

Seit einigen Monaten kamen auch wieder Veranstaltungen mit externen Besuchern hinzu. „Besonders gut gefallen hat mir der Besuch von den Eseln hier im Garten“, sagt die 20-Jährige. Tiertherapeutische Angebote sind ein großes Highlight für die älteren Menschen, die sich auch sonst gerne im Garten aufhalten. Wie an den regelmäßig stattfindenden Gartentagen, an denen gemeinsam in der Erde gebuddelt, gesät und Unkraut ausgezupft wird. Oder auch in der Kreativwerkstatt im Freien, bei der die künstlerischen Fähigkeiten der älteren Menschen im Vordergrund stehen. Aber auch gemeinsame Grillaktionen im Garten stehen hoch im Kurs.

Celine F. ist immer mitten drin und hilft aktiv mit. „Jeden Tag gibt es was Neues zu tun. Ich helfe beim Planen von Konzerten oder Festen. Aber ich setze mich auch zu den älteren Menschen und wir reden gemeinsam“, sagt sie. Das fällt ihr nicht schwer, mit ihrer einfühlsamen und ruhigen Art ist sie bei den älteren Menschen sehr beliebt. „Ich bekomme auch Feedback: Wenn die Seniorinnen und Senioren sich freuen, mich zu sehen oder ihnen eine Aktivität Spaß gemacht hat, bekomme ich ein Lächeln oder ein Händedrücken“, sagt sie. Mit der Zeit sind ihr die älteren Menschen ans Herz gewachsen. „Ich mag sie alle sehr“, ergänzt sie.

Durch ihre Arbeit hat sie sich auch persönlich entwickelt. „Ich habe mich für die Arbeit mit älteren Menschen entschieden, weil ich eher ein ruhiger Mensch bin“, sagt sie. Der Umgang mit der älteren Generation hat sie aber auch wachsen lassen. „Ich bin offener und auch selbstbewusster geworden. Da hilft mir auch die Lebenserfahrung der älteren Menschen und auch der Mitarbeitenden, die positiv eingestellt sind, sich nicht stressen lassen und alles in Ruhe angehen“, erklärt sie.

Durch das FSJ hat sie auch die Möglichkeit, an Fortbildungen teilzunehmen, die sie interessieren. „Ich hatte beispielsweise Seminare zum Thema Gebärdensprache, Kochen, Psychologie und Umweltschutz. Aber wir hatten auch interessante Fortbildungen mit Experten, wie zum Thema Rechtsextremismus oder auch Drogenkonsum“, zählt sie auf. Wegen der Pandemie finden die Fortbildungen nur online statt. „Normalerweise trifft man sich mit anderen FSJlern und kommt so auch in den Austausch“, sagt sie, „das fehlt natürlich grade etwas.“

Ihr Freiwilliges Soziales Jahr geht noch bis zum August, und sie hat sich schon Gedanken über die Zeit danach gemacht. „Ich kann mir jetzt sehr gut vorstellen, ein duales Studium in der Sozialen Arbeit zu absolvieren. Wenn das in der Diakonie Michaelshoven möglich ist, wäre das super“, sagt Celine F.

Freiwilliges Soziales Jahr in der Diakonie Michaelshoven

Du möchtest ein Freiwilliges Soziales Jahr machen? Hier findest Du freie Stellen in der Diakonie Michaelshoven. 

Allgemeine Informationen zum Freiwilligen Sozialen Jahr

Du möchtes mehr über das Freiwillige Soziale Jahr erfahren? Auf den Seiten der Diakonie RWL findest Du einen sehr guten Überblick.