Projekt „Aufsuchende Arbeit in Wohnungsnotfällen“ sucht Betroffene auf und bietet schnelle Unterstützung

Zwei Herren vom neuen Projekt

Von links: Rolf Kirchner und Hartwig Zehl vom Projekt „Aufsuchende Arbeit“

Dem 61-jährigen Thomas M.* drohte die Wohnungsräumung, als der Sozialarbeiter Rolf Kirchner ihn bei einem Essensangebot im Oberbergischen Kreis das erste Mal traf. Mit dem Ausfüllen von bestimmten Anträgen wäre die Räumung zu vermeiden gewesen. „Erst nach einigen Treffen gab Herr M. zu, dass er weder lesen und schreiben kann und somit die Anträge nicht ausfüllen konnte“, sagt der Mitarbeiter der Diakonie Michaelshoven. Er übernahm das Ausfüllen und begleitet Thomas M. heute noch zu wichtigen Terminen bei Ämtern. So konnte der 61-Jährige in seiner Wohnung bleiben.

Einer von vielen Fällen, bei denen die Mitarbeiter des Projekts „Aufsuchende Arbeit“ Menschen, die von Wohnungslosigkeit bedroht oder betroffen sind aufsuchen und ihnen Beratung und Unterstützung vor Ort anbieten.

Niederschwellige Hilfsangebote
Dafür besuchen die drei Mitarbeiter regelmäßig in allen 13 Kommunen im Oberbergischen Kreis, Treffpunkte, an denen sich Betroffene aufhalten könnten. „Wir gehen zu den Szenetreffpunkten, Essensangeboten wie den Tafeln oder Suppenküchen, oder auch in die Notunterkünfte“, erklärt Hartwig Zehl, Projektleiter von, „Aufsuchende Arbeit“. So soll eine erste niederschwellige Unterstützung und Beratung vor Ort erfolgen.

Das Projekt „Aufsuchende Arbeit in Wohnungsnotfällen“ läuft seit März 2016 und zählt zu einem der drei Teilprojekte des Förderprojekts Oberberger Brücken, welches die Diakonie Michaelshoven noch bis zum 31.12.2018 zusammen mit der vsb gGmbH durchführt. „Nach einem Jahr Laufzeit können wir sagen, dass das Projekt sehr erfolgreich läuft.

Viele Betroffene wurden angesprochen, die den Weg zu den bestehenden Angeboten hier im Oberbergischen Kreis aus verschiedenen Gründen nicht aufgesucht hätten“, so Sabine Grützmacher, vsb gGmbH , die das Projekt beim Europäischen Hilfsfonds für die am stärksten benachteiligten Personen (EHAP) hauptverantwortlich beantragt hatte. Weitere finanzielle Unterstützung erhält es vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales.

Vertrauen zu Hilfesuchenden aufbauen
Das Projekt läuft vor allem so erfolgreich, weil wir erfahrene Mitarbeiter für den Dienst gewinnen konnten. „Bei den ersten Rundgängen durch die Angebote und Treffpunkte waren die Menschen verhalten und wollten ungerne auf ihre Probleme angesprochen werden. Das ändert sich nun mit der Zeit, und es können erste Vertrauensverhältnisse aufgebaut werden“, erklärt Susanne Hahmann,

Für den Oberbergischen Kreis ist das Projekt eine Bereicherung, und ergänzt das integrierte Gesamthilfesystem der Wohnungslosenhilfe im Oberberg. „Niemand soll hier wohnungslos werden oder sein. Dafür bauen wir unsere Angebote auf, um so viele wie möglich zu erreichen, die Hilfe und Unterstützung benötigen. Und das idealerweise, bevor es zur Wohnungslosigkeit kommt“, sagt Susanne Hahmann, Geschäftsbereichsleiterin Wohnhilfen Oberberg der Diakonie Michaelshoven.

*Name wurde geändert