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Zentrum Bildung und Beruf Michaelshoven Gastgeber der EFAS- Jahrestagung 2016
Teilhabe an Demokratie und Gesellschaft – ist Beschäftigung ein Schlüssel?
So lautete der Titel der Fachtagung des evangelischen Fachverbandes für Arbeit und soziale Integration (EFAS), die am vergangenen Donnerstag in der Aula Berufsförderungswerks stattfand.
Rund 80 Vertreterinnen und Vertreter diakonischer Beschäftigungsgesellschaften aus dem gesamten Bundesgebiet und weitere Gäste diskutierten mit Experten aus Wissenschaft und Politik die Frage, wie der erschreckenden Zunahme von Nicht- und Protestwählern des rechten Spektrums entgegengewirkt werden kann.
Verhältnis (Aus-)Bildung und politische Teilhabe
Frau Reichmann von der Bertelsmann-Stiftung bestätigte mit der Vorstellung ihrer Studie die Annahme, dass eine sinkende Wahlbeteiligung vor allem in Wahlkreisen zu beobachten sei, in denen das Einkommens- und Bildungsniveau niedrig, die Arbeitslosigkeit dagegen hoch ist. Hier droht Teilhabe an Demokratie zu einer Angelegenheit sozial gut situierter Bevölkerungsschichten zu werden.
Nicht-Wählen als bewusster Protest
Prof. Schultheiß von der Uni St. Gallen stellte einen interessanten qualitativen Studienansatz vor, der gemeinsam mit der Neuen Arbeit Stuttgart gGmbH begonnen wurde. Für diese Studie hat man langzeitarbeitslose Personen eingestellt und zu Interviewern ausgebildet. Diese befragen in offenen Interviews wiederum langzeitarbeitslose Nicht-Wähler/innen nach ihren Motiven und Einstellungen. Erste Ergebnisse im Zusammenhang mit der Landtagswahl in Baden-Württemberg weisen darauf hin, dass die langzeitarbeitslosen Menschen nicht etwa aus politischem Desinteresse und Lethargie ihr Wahlrecht nicht ausüben. Es ist eher als Akt eines bewussten politischen Protestes zu verstehen, da sie sich von der Gesellschaft ausgegrenzt und von der etablierten Politik verraten fühlen.
Forderung nach „Passiv-Aktiv-Transfer“
Anschließend diskutierten die Tagungsteilnehmer mit Frau Eckenbach, für die CDU im Bundestag, und Frau Maaßen, NRW-Landtagsabgeordnete der Grünen, beide mit dem Themengebiet Arbeitsmarkt. Es ging um die Frage, warum Politik langzeitarbeitslose Menschen nicht mehr erreicht und inwieweit man über öffentlich geförderte Beschäftigung die Teilhabe an der Gesellschaft fördern kann. EFAS und Diakonie setzen sich seit Jahren dafür ein, die Gruppe der Menschen, die dauerhaft keine Chance auf Integration in Arbeit haben, sozialversicherungspflichtig zu beschäftigen statt sie nur zu alimentieren. Die Finanzierung sollte über einen sog. „Passiv-Aktiv-Transfer“ erfolgen, indem die Mittel für Lebensunterhalt und Unterkunft für ein solches Beschäftigungsprogramm eingesetzt werden.
Ganzheitliche Förderung von dauerhaft arbeitslosen Menschen
Herr Gaida von der Zentrale der Bundesagentur für Arbeit (BA) stellte die Überlegungen der BA für ein wirkungsvolle Förderung der dauerhaft arbeitslosen SGB II-Bezieher vor. Auch die BA setzt verstärkt auf eine nachhaltig angelegte Förderung, die sich nicht ausschließlich an Vermittlung orientiert, sondern an einer ganzheitlichen Herangehensweise. So sollen die sozialen Problemlagen der Bedarfsgemeinschaften z. B. in Kooperation mit kommunalen Leistungen (speziell auch mit der Jugendhilfe) sowie mit den Krankenkassen gelöst werden.
Im Anschluss an die Fachtagung fand am Freitag die jährliche Mitgliederversammlung des EFAS statt.
EFAS-Mitglieder und Gäste haben sich bei uns wohlgefühlt und bedankten sich herzlich für die Gastfreundschaft.