Einblick

Her mit den Auftritten, wir wollen die Bühne rocken!

Was wäre ein Leben ohne die Musik! Die Mitglieder der inklusiven Band Mania fiebern ihren gemeinsamen Proben immer mit Begeisterung entgegen. Acht Mitglieder mit einer Lernbehinderung oder geistigen Behinderung spielen zurzeit bei Mania mit. Die meisten von ihnen sind Nutzer des Betreuten Wohnens der Diakonie Michaelshoven.

„Ohne Musik könnte ich nicht sein“, erklärt Sascha H., während er den Hocker vor dem Schlagzeug auf die für ihn richtige Höhe einstellt. „Wenn ich mit der Band spiele, habe ich unheimlich viel Spaß und fühle mich frei.“ Jeden dritten Freitag im Monat treffen sich die Hobbymusiker der Band in der Zirkusfabrik in Köln-Dellbrück mit dem Musiklehrer Maurizio Arca. Sie lernen verschiedene Instrumente  und entwickeln gemeinsam Musikstücke.

Jeder bringt sich individuell ein

„Der Großteil von uns macht schon seit mehr als sechs Jahren bei dem Projekt „Zirkus Mania“ mit. „Dort zaubern und jonglieren wir, gehen über Scherben und spielen auch schon mal den Clown.“, erklärt Sarah M., die bei den Proben gerne Schlagzeug spielt. Irgendwann haben wir dann gemerkt, dass doch eigentlich auch eine Band zur musikalischen Begleitung dazugehört.“ 2015 lernten sie in der Zirkusfabrik den Musiker Maurizio Arca kennen. Schnell entstand die Idee, gemeinsam Musik zu machen.. Im Januar 2016 legte die Band Mania mit ihren Proben los. „Wir spielen jedoch nicht einfach Lieder anderer Künstler nach. Das machen schon genug Gruppen.“, erklärt der Musiklehrer. „Wir entwickeln zusammen Neues, experimentieren und kreieren etwas, das zu den Zirkusauftritten passen könnte,aber auch für Auftritte der Band außerhalb des Zirkus.“

Sarah, fang du bitte an deinem Schlagzeug mit einem Schlag auf der Basstrommel an und dann kommt ein Schlag auf der Snare. Und dann nochmal. Etwa so ‚bumm-ta, bumm-ta´.

Musiklehrer Maurizio Arca

„Bei den ersten Proben konnte jeder unterschiedliche Instrumente ausprobieren“, berichtet Sascha. Darunter Schlagzeug, Schellen, Handtrommeln und Shaker, bis hin zum E-Bass und zur E-Gitarre. Manche der Bandmitglieder brachten bereits musikalische Vorerfahrung mit, die anderen musizierten zum ersten Mal in ihrem Leben. „Gemeinsam zu spielen ist eine noch größere Herausforderung, als dies alleine zu tun“, findet Maurizio Arca. „Die Bandmitglieder müssen im doppelten Sinne aufeinander hören – sowohl musikalisch als auch im Umgang miteinander.“ Beides funktioniere jedoch meist sehr gut. Der Musiklehrer geht behutsam auf jeden Einzelnen ein, ermuntert, lobt, fördert und fordert die Teilnehmer. Doch es wird auch viel gemeinsam gelacht.

Hochkonzentriert und mit Ehrgeiz sind die Hobbymusiker bei der Sache. Auch wenn jemand aus dem Takt kommt, findet er wieder zurück.

Nach und nach entwickelt sich ein Rhythmus, ein Klang, eine Melodie.

Gemeinsam Musikstücke entwickeln

„Heute probieren wir mal einen etwas schwereren Rhythmus aus“, kündigt der Musiklehrer nach dem Einspielen an. „Sarah, fang du bitte an deinem Schlagzeug mit einem Schlag auf der Basstrommel an und dann kommt ein Schlag auf der Snare. Und dann nochmal. Etwa so ‚bumm-ta, bumm-ta‘. Und du, Sascha, hör dich rein und steig‘ dann auch am Schlagzeug mit ein. Aber bei jedem zweiten Mal machst du zwei Schläge mit der Basstrommel, etwa so ‚bumm-ta, bumm-bumm-ta‘. Natalie steigt dann mit den Percussions ein und Jeff spielt eine Melodie auf der Gitarre. Wir versuchen das mal!“

Nach und nach entwickelt sich ein Rhythmus, ein Klang, eine Melodie. Hochkonzentriert und mit Ehrgeiz sind die Hobbymusiker bei der Sache. Auch wenn jemand aus dem Takt kommt, findet er wieder zurück. „Das war extrem gut!“, ruft der Musiklehrer begeistert. „Voll geil!“, freut sich auch einer der Teilnehmer. Im Laufe der Probe werden noch weitere Rhythmen ausprobiert. Zwischendurch wird auch mal ein Tusch angespielt, der gut zu den akrobatischen Vorführungen von Zirkus Mania passt.

Beim Spielen kann man Frust und Stress rauslassen und sich fallen lassen.

Die Bandmitglieder von Band Mania

„Wir sind auch schon mehrere Male mit der Band aufgetreten, bei Zirkus Mania, aber auch alleine“, berichtet Sarah stolz. „Das war toll, auch wenn manche von uns doch ein wenig aufgeregt waren.“ Die Bandmitglieder unterstützen und ermuntern sich jedoch gegenseitig. Und werden immer sicherer während der Probe und auf der Bühne. „Wir machen auch viel Werbung. Dadurch haben wir schon zwei neue Mitglieder gefunden“, berichten die Hobbymusiker.

Spannungen werden abgebaut

Auch Alexandra Dicks, die das Projekt pädagogisch und teils auch organisatorisch begleitet, ist stolz auf die Entwicklung von „Band Mania“. Die Mitarbeiterin der Behindertenhilfe der Diakonie Michaelshoven hat als Projektleiterin am Anfang mitgeholfen, dass die Band Mania überhaupt erst möglich wurde. „Das Musikprojekt ist leider nur dank Spenden möglich“, erklärt sie. „Das heißt, wir müssen jedes Jahr aufs Neue hoffen, dass es weitergeht.“ Das wünscht sie sich genauso sehr wie die Bandmitglieder. „Es ist toll, wie sehr sich alle Teilnehmer in den letzten zwei Jahren entfaltet haben und das nicht nur musikalisch“, sagt sie. „Sie sind als Gruppe zusammengewachsen. Das gemeinsame Musizieren macht nicht nur glücklich, sondern fördert auch die Mobilität, schult die Grob- und Feinmotorik und die kognitiven Fähigkeiten.“ Auch Spannungen werden abgebaut. „Beim Spielen kann man Frust und Stress rauslassen und sich fallen lassen“, bestätigen die Bandmitglieder.

Für die Zukunft wünschen wir uns, noch öfter auf der Bühne stehen zu können. Und gerne könnten auch noch mehr Menschen mitmachen, ob mit oder ohne Behinderung. Bei uns ist jeder willkommen.

Die Bandmitglieder von Band Mania
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