Interview

Wie zwei Studentinnen die Sozialbranche in Bewegung bringen wollen

Dualstudium Michaelshoven Sozialmanagement

Mit ihren 25 Jahren wollen Corinna B. und Chiara S. nach Abschluss ihres Studiums die Sozialbranche in Bewegung bringen. Die beiden haben sich in ihrem sechsmonatigen Praxissemester in der Diakonie Michaelshoven kennengelernt und wurden schnell zum Dreamteam. Gemeinsam haben sie nicht nur Einblicke in die praktische Arbeit erhalten, sondern konnten auch ihre eigenen Projekte verwirklichen. Dabei haben sie viele Vorurteile aufdecken können, aber auch Chancen gesehen, mit denen die Sozialbranche gerade für junge Menschen attraktiv gestaltet werden kann.

Was genau studiert ihr und wo würdet ihr gerne arbeiten?

Chiara: Ich studiere Recht und Management der Sozialen Arbeit in Wiesbaden und habe mich auf soziales Wirtschaftsrecht spezialisiert. Da Krankenhäuser und auch soziale Einrichtungen immer wirtschaftlicher werden, hat mich dieser Bereich sehr interessiert. Das passt auch zu der Idee von meiner beruflichen Zukunft. Ich möchte den Hintergrund kennen, um da auch mehr bewirken zu können.

Corinna: Ich studiere Gesundheits- und Sozialmanagement am RheinAhrCampus, das hauptsächlich BWL mit einem sozialen Schwerpunkt beinhaltet. Das heißt neben klassischen BWL-Fächern wie Buchführung, Controlling und Recht hatte ich auch Fächer wie Krankenhausmanagement, Sozialrecht und Sozialpolitik oder auch Philosophie für Betriebswirte. Perspektivisch würde ich gerne ins Betriebliche Gesundheitsmanagement einsteigen und bin gerade auf der Suche nach einem passenden Job.

Wie kam es zum Praxissemester bei der Diakonie Michaelshoven?

Chiara: Ich habe mich für ein Praktikum in Köln entschieden, weil ich es gut finde, mal eine neue Stadt zu sehen. Mir war es auch wichtig, dass ich das Praktikum nicht nur im Homeoffice erlebe, sondern auch vor Ort sein kann. Wir haben schon vier Semester vor dem PC verbracht, daher wollte ich ein möglichst praxisnahes Praktikum absolvieren.

Mein Praktikum habe ich im Recruiting und der Personalentwicklung absolviert, dort war ich die meiste Zeit mit dem Bewerbermanagement beschäftigt. Deshalb war ich sehr glücklich, dass ich dann auch weitere Einblicke in die praktische Arbeit erhalten habe und wir Hospitationen in verschiedenen Einrichtungen durchführen konnten. Ich habe dann mit Frau de Fries aus der Personalentwicklung eine Umfrage gestaltet und durchgeführt, die ich sehr spannend fand. Ziel war es herauszufinden, was ein Arbeitgeber bieten sollte, damit Azubis nach Abschluss auch bei der Diakonie bleiben. Ich hatte eigentlich erwartet, dass dabei Faktoren wie Bezahlung und Arbeitszeitgestaltung wichtig seien. Aber das Ergebnis zeigte, dass u.a. ein gutes Arbeitsklima und auch regelmäßige Austauschtreffen für die Azubis wichtig sind.

Corinna: Ich wollte ein Praktikum in einem Unternehmen machen, das man kennt, damit es auch im Lebenslauf gut aussieht. Ich wollte mir zudem eine Tätigkeit anschauen, die die Gesellschaft positiv bereichert, um dabei für mich herauszufinden, ob so ein Job was für mich in der Zukunft ist. Mir war es genau wie Chiara wichtig, ein Praktikum zu finden, wo ich auch hingehen kann und nicht die ganze Zeit alleine im Homeoffice bin.

Zuerst war ich im Bereich Kinder- und Jugendhilfe und habe Einblicke in das Qualitätsmanagement der Kinder- und Jugendhilfe erhalten. Dann habe ich Sandra Schopen, die die Assistenz der Geschäftsführung ist, zur Seite gestanden. Beide Kolleginnen, die mich begleitet haben, haben mir sehr viel zugetraut und mir wirklich spannende Aufgaben anvertraut. Ich wurde bestärkt, auch verantwortungsvolle Projekte zu übernehmen, was mir gefallen hat.

Wo genau seht ihr Euch beruflich?

Chiara: Einen genauen Plan gibt es noch nicht, aber grundsätzlich sind mir im Studium schon viele Sachen aufgefallen, die man im Gesundheitssystem verbessern könnte. Das ist super romantisch, sowas zu sagen, aber ich glaube, man braucht mehr Leute, die den Wunsch haben zu optimieren. Ich finde es z.B. schade, dass es einen Pflegefachkräftemangel gibt, aber ausländische Bewerbungen aufgrund der Auflagen nicht angenommen werden können. Das beschäftigt mich dann. Vielleicht kann ich mit dem wirtschaftlichen Knowhow was verändern und bewegen. Das treibt mich an. Man hat die Lösung, aber der Weg dahin muss noch geebnet werden.

Corinna: Zu Beginn meines Studiums wollte ich Headhunting im Bereich Fachkräftegewinnung machen. Aber ich merkte schnell, dass das nichts für mich ist. Jetzt möchte ich gerne in Richtung Betriebliches Gesundheitsmanagement. Viele Unternehmen merken noch nicht, wie wertvoll diese Arbeit ist.

Dualstudium Sozialmanagement Michaelshoven
Corinna und Chiara haben sich in ihrem sechsmonatigen Praxissemester in der Diakonie Michaelshoven kennengelernt und wurden schnell zum Dreamteam.
Dualstudium Sozialmanagement Michaelshoven
Gemeinsam haben sie nicht nur Einblicke in die praktische Arbeit erhalten, sondern konnten auch ihre eigenen Projekte verwirklichen.
Dualstudium Michaelshoven Sozialmanagement
Chiara hat noch zwei Semester vor sich, ab April starten die Vorlesungen. Danach schreibt sie ihre Bachelorarbeit.
Praxissemester Michaelshoven Sozialmanagement
Corinna schreibt aktuell ihre Bachelorarbeit und kann sich einen Berufseinstieg im "Beruflichen Gesundheitsmanagement" vorstellen.

Was glaubt ihr, wird sich in der Arbeitswelt ändern?

Chiara: Neue Dinge und neue Entwicklungen treffen erstmal auf Stein. Aber ich glaube schon, dass es einen Umschwung geben wird, auch durch Führungskräfte, die jünger sind und einen anderen Weg einschlagen.

Corinna: Wir sollten weg von dem Punkt, alleine Karriere machen zu wollen, und uns die Frage stellen, wie können wir zusammen weiterkommen? Es kann jeder erfolgreich sein, wenn man sich gegenseitig die Hand gibt. Dann kommt man auch viel weiter.

Während Eurem Praktikum habt ihr auch ein Video gedreht. Erzählt mal über dieses Filmprojekt.

Chiara: Wir hatten ein Meeting mit der Unternehmenskommunikation und dem Recruiting. Da sollten wir dann mal zeigen, was uns so interessiert und was wir uns gerne anschauen.

Corinna: Und bei unserem gemeinsamen Brainstorming haben wir relativ schnell eine gemeinsame Idee entwickelt, wie wir etwas über die Diakonie Michaelshoven zeigen können. Uns beiden gefällt das Format „73 Questions“ von der Vogue. Für TikTok sind wir leider bisschen zu alt (lachen).

Chiara: Und da wir während unserer Hospitation Patrik Selbach, den Bereichsleiter von Stephansheide kennengelernt haben, wussten wir, mit dem können wir das machen. Wir haben dann Fragen gestellt, die sehr persönlich und auch individuell waren.

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Was für Erkenntnisse gab es für Euch während des Videodrehs?

Chiara: Wir hatten vor unserem Praktikum keine Ahnung, warum Kinder und Jugendliche in Wohngruppen leben müssen, also was die Gründe sind. Und wir hatten auch Vorurteile, wie sie wahrscheinlich viele haben werden. In meiner Vorstellung waren es Kinder, die schwer erziehbar sind, die viel Gewalt und Böses erlebt haben, und ein Bereich, in dem es strenge Erzieher*innen gibt. Mit dem Interview haben wir für uns viele Fragen klären können, und der Beitrag wurde ja auch veröffentlicht.

Corinna: Wenn man keinen Bezug dazu hat, dann hat man wirklich keine Ahnung. Ich dachte, das ist ein Kinderheim mit Kindern, die nicht hören wollen und strengen Erziehern. Aber die Wohngruppen sind auf einem offenen Gelände, und die Regeln sind seit den 50ern so überarbeitet, dass es nichts mehr mit der alten Vorstellung zu tun hat. Natürlich können die Jugendlichen z.B. nach Absprache bei ihrer Freundin übernachten. Und Kinder können auch vegan leben, wenn sie das wollen. Also der Begriff Kinderheim fühlt sich heute nicht mehr richtig an.

Wie war Euer Eindruck von der Diakonie Michaelshoven?

Chiara: Natürlich gibt es noch einiges zu verändern, aber wir haben hier gesehen, wie viel sich schon geändert hat und wie weit man hier eigentlich schon ist. 

Corinna: Es gibt so viele Möglichkeiten für jeden. Und das ist erstaunlich. Das habe ich nicht gewusst.

Zum Abschluss noch: was würdet ihr älteren Menschen raten?

Chiara: Erwachsene haben meistens Angst vor Veränderungen. Wir sind eine Gesellschaft und kommen nur gemeinsam voran.  

Corinna: Jung und Alt müssen offen füreinander sein und sich zuhören. Wenn ältere Menschen festgefahren sind und sagen, wir bleiben so wie wir sind, ändert sich nichts. Die Toleranz für Veränderung muss da sein. Auf beiden Seiten.

Chiara: Ansonsten bleibt man ja stehen.

Corinna schreibt aktuell ihre Bachelorarbeit. Sie wird entweder ihren Master anschließen oder sich für den Berufseinstieg im Bereich Berufliches Gesundheitsmanagement entscheiden.

Chiara hat noch zwei Semester vor sich, ab April starten die Vorlesungen. Danach schreibt sie ihre Bachelorarbeit.

Du interessierst Dich für ein Praxissemester bei uns? Hier geht es zur Karriereseite der Diakonie Michaelshoven. 

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