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Internationaler Weltfrauentag
Seit 1911 wird am 8.3. weltweit auf Frauenrechte und Gleichstellung der Geschlechter aufmerksam gemacht. Theologin Mareike Carlitscheck stellt uns starke Frauen aus der Bibel vor.
Auf den ersten Blick besteht die Bibel aus von männlicher Sprache und männlichen „Helden“ geprägten Texten. Sie sind in Jahrhunderten entstanden, als die Welt noch vollständig durch das Patriarchat bestimmt war: ihre Protagonisten und ihre Zielgruppen sind weitestgehend männlich – wenn nicht unbedingt im Originaltext, so doch spätestens durch die Bearbeitung folgender Generationen. Figuren wie Mose, Abraham, König David, Jesus, Petrus und Paulus kennen sicherlich die meisten von uns, und vielen sind Geschichten wie die von Jona im Walfisch oder Daniel in der Löwengrube noch aus Kindergottesdienst-Zeiten vertraut.
Dennoch ist das, was die Bibel von Frauen erzählt, bei Weitem nicht so unbedeutend, wie es nach dieser ersten ernüchternden Bestandsaufnahme scheinen mag: Während Eva erst durch die Schlange überredet werden musste, von der Frucht des „Baumes mitten im Garten“ zu essen, brauchte sie ihrem Mann die Frucht nur hinzuhalten, und er aß ohne zu zögern (Genesis 3,1-7). Während es gleichgültig war, dass Abraham der Vater Isaaks war, der als „Stammvater“ des Volkes Israel gilt, war es einzig entscheidend, dass Sara dessen Mutter war (Genesis 17,16); denn Abraham hatte ja bereits einen Sohn, Ismael, mit seiner Magd Hagar. Und der einzige Mensch, von dem berichtet wird, dass er Jesus in einem Disput widerlegen und überzeugen konnte, war eine kanaanäische Frau (Matthäus 15,21-28).
In der Bibel wird von vielen starken Frauen erzählt: von Rut, die in großer Not ihre Schwiegermutter Noomi nicht allein ließ (Rut 1,16f.); von Königin Ester, die todesmutig einen heftigen Affront beging, um ihr Volk zu retten (Ester 5); von der wohlhabenden Geschäftsfrau Lydia, die sich taufen ließ und Paulus und seine Begleiter unterstützte und so gegen die Etikette verstieß (Apostelgeschichte 16,11-15); von Priscilla, die gemeinsam mit ihrem Mann Aquila als Missionarin tätig war (Apostelgeschichte 18).
Jesus selber pflegte einen für die damalige Zeit radikal neuen und daher anstößigen Umgang mit Frauen: Er ließ es zu, dass sie ihn berührten (Markus 5,27) und salbten (Johannes 12,1-11; Markus 14,3-9), und diskutierte mit ihnen (Matthäus 15,21-28). Frauen wie Maria Magdalena gehörten zu seinen Jüngerinnen (Lukas 8,1-3) und waren die ersten Zeuginnen seiner Auferstehung (Matthäus 28,1-10).
Herausragende Bedeutung unter den Frauen der Bibel haben sicherlich Elisabeth, die Mutter von Johannes dem Täufer, und Maria, die Mutter Jesu. Elisabeth war die erste, die von Marias Schwangerschaft erfuhr. Ihr Ausruf – „Gesegnet bist du unter den Frauen, und gesegnet ist die Frucht deines Leibes!“ – ist in der christlichen Liturgie bis heute bewahrt worden. (Lukas 1,42)
Der Engel Gabriel begrüßte Maria mit ähnlichen Worten: „Sei gegrüßt, du Begnadete! Der Herr ist mit dir.“ („Ave Maria…“; Lukas 1,28) Während in der katholischen Kirche Maria als Heilige verehrt wird, tritt sie in der evangelischen Kirche hauptsächlich rund um die Weihnachtsgeschichte, die Geburtsgeschichte Jesu, in Erscheinung. In der kirchlichen Tradition wurde sie zum Inbegriff der braven, keuschen und gehorsamen Frau – aber auch zur heiligen Mutter Gottes, die im Gebet verehrt und angerufen wird. Die Wahrheit liegt wohl irgendwo dazwischen: Als junge, mit Josef verlobte Frau wurde sie auserwählt, die Mutter Jesu zu sein, und nimmt diese Ehre an – voller Dankbarkeit, Entschlossenheit und Vertrauen in Gottes Führung. Und ist so für viele Frauen und Männer ein Vorbild im Glauben.